Doping

Kontrolleure ohne Chancen?

Ernüchternde Botschaften bei einem Doping-Symposium in Nürnberg: Die Fahnder stehen viel zu oft auf verlorenem Posten.

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NÜRNBERG Eine für den Kampf gegen Doping im Sport frustrierende Bestandsaufnahme hat der als "Doping-Jäger" bekannte Heidelberger Zellbiologe Professor Werner Franke bei einem internationalen Symposium am Freitag in Nürnberg gemacht.

"Wir müssen feststellen, dass das wissenschaftliche Doping im Spitzensport nicht mehr erkannt werden kann", sagte Franke.

Dr. Hellmut Mahler, Sachverständiger beim Landeskriminalamt in Düsseldorf, räumte bei der mit internationalen Experten besetzten Veranstaltung ein, dass Kriminaltechniker im Wettlauf mit Doping-Betrügern kaum Erfolgschancen hätten.

Manipulation mit neuen Substanzen

Manipuliert werde mit immer neuen Substanzen. Man brauche nur "ein Atom verändern" und man könne beispielsweise Millionen oder Billionen Varianten vom Blutdopingmittel EPO schaffen.

Professor Perikles Simon von der Uni Mainz forderte dringend die Entwicklung neuer Nachweismethoden: "Man verfeinert die Kontrollen und drangsaliert die Athleten mit Tests, verbessert aber nicht entscheidend die Analysemethoden. Das ist eine Unverschämtheit", kritisierte der Sportmediziner von der Uni Mainz. Der Erfolg sei ohnehin mehr als bescheiden: Von den rund 8650 Tests der Nationalen Anti-Doping-Agentur 2014 führten nur drei zu Sanktionen.

"Es ist unmöglich, Doping auszurotten, auch in Zukunft wird es gedopte Sieger geben", sagte Professor Bengt Kayser von der Universität Lausanne. Der Anti-Doping-Kampf werde aufwändiger und teurer, dennoch habe eine Null-Toleranz-Strategie keine Chance auf Erfolg.

Die Kriminologin Professor Letizia Paoli kündigte am Rande des Symposiums an, dass die Ergebnisse der Untersuchung zu Doping-Vorwürfen gegen Sportmediziner der Uni Freiburg voraussichtlich in der ersten Hälfte 2016 veröffentlicht werden. Paoli ist Vorsitzende der Evaluierungskommission.

Zur Erinnerung: Im März hatte das damalige Kommissionsmitglied An- dreas Singler mit einer eigenmächtigen Veröffentlichung von Zwischenergebnissen für Aufsehen gesorgt. Danach sollen die Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart und SC Freiburg zeitweise Anabolika-Doping betrieben haben. (fuh)

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