"Mammografie ist auch sinnvoll als Vorsorge"

KÖLN (iss). Die Mammografie kann auch außerhalb des Mammografie-Screenings eine sinnvolle Vorsorgeuntersuchung bei symptomfreien Frauen sein. "Wichtig ist, dass der Arzt die rechtfertigende Indikation sauber stellt und sauber dokumentiert", sagt Markus Henkel, Geschäftsführer des Berufsverbands Deutscher Radiologen.

Veröffentlicht:

Warnungen, die Vorsorge-Mammografie außerhalb des Screenings sei immer ein Verstoß gegen die Röntgenverordnung, hält er für falsch. Das Magazin "Focus" hatte berichtet, dass es Ärzten wegen der Novelle der Röntgenverordnung (RÖV) seit dem Jahr 2003 verboten sei, symptomfreien Frauen eine Mammografie anzubieten. Die Patientinnen müssten quasi Beschwerden erfinden, wenn sie eine solche Untersuchung wünschen, hieß es dort.

"Rechtfertigende Indikation" in der RÖV ist nicht neu

Dass die RÖV von den Ärzten eine "rechtfertigende Indikation" für die Mammografie verlange, sei nicht neu, sagt Henkel. Sie könne es aber auch ohne konkreten Krankheitsverdacht geben, etwa bei familiärer oder genetischer Vorbelastung oder wenn die Frau selbst eine Auffälligkeit ertastet. "Der Arzt muss im Einzelfall rechtfertigen, warum er bei einer Frau eine Mammografie für indiziert hält", sagt Henkel.

Der Radiologe oder Gynäkologe könne Frauen diese Untersuchung nicht pauschal mit Verweis auf die RÖV verweigern, er müsse immer den individuellen Fall im Blick haben. "Was ist denn, wenn ein Arzt eine Patientin wegschickt und sie hat nach sechs Monaten einen tastbaren Befund?" fragt der Anwalt. Verklagt die Frau den Arzt, werde der Richter den Verweis auf die RÖV kaum akzeptieren.

In Bayern gibt es einen klaren Indikationskatalog

"Die rechtfertigende Indikation hat es immer schon gegeben, sowohl für den ausstellenden als auch für den ausführenden Arzt", sagt auch Dr. Peter Hausser vom Vorstand des Berufsverbands der Frauenärzte. "In Bayern haben wir einen klaren Indikationskatalog für die Mammografie", sagt der Bayreuther Gynäkologe. Für die aktuelle Thematisierung der Frage gebe es keinen sachlichen Grund.

Mehr zum Thema

143. Hauptversammlung des Marburger Bundes

Marburger Bund fordert flexiblere Weiterbildung

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview zum 128. Deutschen Ärztetag

StäKo-Vorsitzender Herrmann: „Unsere Weiterbildungen sind überladen“

Lesetipps
Dr. Sonja Mathes sprach sich bei der Hauptversammlung des Marburger Bundes dafür aus, die Kolleginnen und Kollegen dabei zu unterstützen, die bald obligatorische Zeiterfassung für Ärzte an Unikliniken konsequent einzufordern.

© Rolf Schulten für die Ärzte Zeitung

143. Hauptversammlung des Marburger Bundes

MB-Delegierte: Elektronische Zeiterfassung an Unikliniken muss durchgesetzt werden

Dr. Andreas Botzlar, 2. Vorsitzender des Marburger Bundes

© Porträt: Rolf Schulten | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

Podcast „ÄrzteTag vor Ort“

Klinikärzte in der Primärversorgung – kann das gehen, Herr Dr. Botzlar?