Neue Kodierrichtlinie für Hausärzte passé

Die Vertreter der KV Bayerns haben beschlossen, die neuen Kodierrichtlinien in Hausarztpraxen zunächst nicht zu starten. Sie seien im Versorgungsalltag nicht brauchbar.

Von Jürgen Stoschek Veröffentlicht:
Schon vor dem Start des Testlaufs sorgten die neuen Kodierrichtlinien für etlichen Wirbel - nun sollen sie bei den Hausärzten vorerst nicht eingeführt werden.

Schon vor dem Start des Testlaufs sorgten die neuen Kodierrichtlinien für etlichen Wirbel - nun sollen sie bei den Hausärzten vorerst nicht eingeführt werden.

© nös

MÜNCHEN. Die neuen Ambulanten Kodierrichtlinien (AKR) sollten bei den Hausärzten vorerst nicht eingeführt werden. Das hat die Vertreterversammlung der KV Bayerns (KVB) beschlossen.

Erste Erfahrungen aus einem Pilotprojekt in Bayern, bei dem seit 1. Juli etwa 100 Haus- und Fachärzte die Kodierrichtlinien im Praxisalltag testen, zeigen, dass die neue Verschlüsselung der Diagnosen nicht in der Lage ist, "den hausärztlichen Alltag" und die Morbidität in der hausärztlichen Praxis auch nur annähernd abzubilden, berichtete der Allgemeinarzt Dr. Gerhard Bawidamann.

Das bestätigte auch Professor Antonius Schneider, Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin am Klinikum rechts der Isar der TU München. In England beispielsweise gebe es für die Hausärzte ein eigenes Codiersystem, weil die aus der Todesursachenstatistik abgeleitete ICD für den hausärztlichen Versorgungsbereich ungeeignet sei.

Nach dem Beschluss der KVB-Vertreterversammlung soll die zum 1. Januar 2011 geplante Einführung der Kodierrichtlinien für den hausärztlichen Versorgungsbereich "in der jetzigen Form" unterbleiben, bis das hausärztliche Leistungsspektrum adäquat und unbürokratisch abgebildet werden kann. Notfalls werde die Einführung der Kodierrichtlinien in Bayern unterbleiben, kündigten die Delegierten an.

Dass die Kodierrichtlinien im Auftrag der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) zunächst in einer Pilotphase in Bayern getestet werden, sei richtig, erklärte KVB-Vorsitzender Dr. Axel Munte.

Dabei gehe es darum, die Handhabbarkeit der Kodierrichtlinien und den Bürokratieaufwand in der Praxis zu evaluieren. Inzwischen zeige sich, dass die von Hausärzten geäußerten Befürchtungen offenbar berechtigt sind. Das gebe dem KVB-Vorstand nun die Möglichkeit gegenüber KBV und dem Institut des Bundesausschusses (InBA) tätig zu werden. "Wir werden unseren Einfluss geltend machen", sagte Munte.

Lesen Sie dazu auch: Kodierrichtlinien: Wieder einmal Gratisarbeit für die Kassen? Kodierrichtlinien - Bayerns Hausärzte drohen mit Boykott

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