Pharma-Firmen fordern mehr Forschung für Kinder

Die Wirkung vieler älterer Arzneimittel ist an Kindern noch nicht genügend erforscht, monieren Pharmaunternehmen. Ökonomische Anreize für Studien verpufften, da auch Medikamente für Kinder in Apotheken ausgetauscht werden könnten.

Veröffentlicht:
Ein Pädiater behandelt ein Kind: Die notwendigen Medikamente können in der Apotheke ausgetauscht werden. Nach Ansicht des BPI ein Skandal.

Ein Pädiater behandelt ein Kind: Die notwendigen Medikamente können in der Apotheke ausgetauscht werden. Nach Ansicht des BPI ein Skandal.

© Klaus Rose

BERLIN (sun). Nach Ansicht des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie (BPI) ist die Wirkung vieler älterer Wirkstoffe an Kindern noch nicht genügend erforscht. Notwendig seien wissenschaftliche Studien über die Behandlung von Kindern.

"Es wurden zwar für pharmazeutische Unternehmen bereits ökonomische Anreize geschaffen", räumte Barbara Sickmüller vom BPI ein. Diese hätten "jedoch nicht die erhoffte Wirkung gezeigt".

Der BPI sieht jetzt das Bundeskanzleramt in der Pflicht. Unter dessen Leitung soll es eine Aktion "Kinderarzneimittel" geben. Denn selbst Bestrebungen, Studien aus öffentlichen Mitteln zu finanzieren, seien nicht mehr als ein "Tropfen auf dem heißen Stein", so Sickmüller.

Aus Sicht des BPI birgt der Verkauf von Kinderarzneimittel sogar Gefahren, da diese "in der Apotheke gegen billigere Mittel ohne Zulassung für Kinder ausgetauscht werden können".

Doch diese Austauschmöglichkeit sei nicht nur für Kinder ein "hohes Risiko". Im Vergleich zum Originalprodukt dürften bei Generika bis zu 20 Prozent weniger beziehungsweise bis zu 25 Prozent mehr vom Wirkstoff im Körper des Patienten ankommen. Diese Toleranz sei zwar in der Regel "unproblematisch", so Sickmüller.

Es gebe aber "kritische Indikationen", wie zum Beispiel Epilepsie. "Hier drohen bei einem Wechsel des Präparats zusätzliche epileptische Anfälle". Auch bei Asthma, Depressionen, Diabetes und Parkinson sei ein Austausch der Medikamente nicht ohne Weiteres möglich.

Der BPI fordert daher eine "strikte Liste", auf der Indikationen und Wirkstoffe vermerkt werden, bei denen der Austausch in Apotheken verboten werden soll.

Ärzte sollten bei der Verordnung dieser Präparate vor einer Wirtschaftlichkeitsprüfung geschützt werden. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung drängt seit Langem darauf, dass die Regressdrohung vom Tisch müsse.

Mehr zum Thema

Vorschriften in Kraft

E-Rezept in Europa: Ab 2026 Einlösung mit digitaler Brieftasche möglich

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Inkretinmimetika

GLP-1: Wie aus dem kleinen Hormon ein Rockstar wird

Risikoanalyse

Komplikation nach Hernien-Operation: Wer ist gefährdet?

Lesetipps
Mehrkosten für die Entbudgetierung der hausärztlichen Versorgung seien Investition in den Erhalt der Praxen, betont Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. 

© Michael Kappeler / dpa

Kabinett winkt GVSG durch

Lauterbach macht Hausarztpraxen Mut: „Jede Leistung wird bezahlt“

Brücke zwischen zwei Steilklippen. Auf der Brücke stehen zwei Menschen.

© Usman / stock.adobe.com

Aktuelle Forschung

Antikörper – die Verkuppler der Krebsmedizin

Heiße Nächte können nicht nur nervig sein. Sie gehen auch mit einem höheren Risiko für Schlaganfälle einher, so das Ergebnis einer Studie aus München und Augsburg.

© samuel / stock.adobe.com

Studie mit Daten zu 11.000 Schlaganfällen

Tropische Nächte sind offenbar ein Risikofaktor für Schlaganfälle