Taiwan

SARS-Experte wird Vize-Präsident

Chen Chien-jen wurde während der SARS-Epidemie Gesundheitsminister. Im Land genießt er hohes Ansehen.

Veröffentlicht:

TAIPEH. Am Samstag wählte Taiwan mit der Oppositionskandidatin Tsai Ing-wen seine erste Präsidentin ins Amt. Die Parteichefin der demokratischen Fortschrittspartei (DPP) siegte mit 56,2 Prozent der Stimmen deutlich vor dem nächstplatzierten Eric Chu von der regierenden Kuomintang (KMT).

Als ihren Vizepräsidenten hatte Tsai im November wohl Taiwans bekanntesten Epidemiologen vorgestellt, Professor Chen Chien-jen. Dieser war bis dahin Vizepräsident der Academia Sinica, einer Top-Forschungseinrichtung.

Viele Taiwaner kennen und schätzen Chen für seine wichtige Rolle bei der Eindämmung des vom SARS-assoziierten Coronavirus hervorgerufenen Schweren Akuten Atemwegssyndroms (SARS) 2003.

Die erste Pandemie des 21. Jahrhunderts hatte weltweit über 900 Menschenleben gefordert, über 8500 waren an dem ansteckenden Virus erkrankt. In Taiwan erkrankten daran rund 650 Menschen, knapp 30 Prozent starben. Zur relativ hohen Mortalitätsrate dürfte die schwierige politische Lage beigetragen haben.

Die Volksrepublik China, die das sich selbst verwaltende Taiwan beansprucht, setzte damals durch, dass Taiwan keine direkten Informationen von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bekam.

Dass die Lage in Taiwan nicht noch weiter außer Kontrolle geriet, war Chen zu verdanken, der damals Gesundheitsminister wurde. Er stellte sicher, dass Erkrankte isoliert wurden und führte Screenings für Fieber ein.

Bereits zuvor hatte sich Chen einen Namen gemacht. Seine Arsen-Forschung führte zu strikteren Grenzwerten weltweit. Seine Einschätzung des Risikos von Leberkrebs bei Patienten mit chronischer Hepatitis hatte neue Behandlungsmethoden zur Folge. Er erhielt dafür viele Auszeichnungen.

Der frisch gekürte Vizepräsident hat angekündigt, nun in Taiwan ein Forschungssystem einzurichten, das Forscher und Unternehmer dazu anregen soll, Risiken einzugehen. "Gegenwärtig erlaubt die Regierung kein Versagen, so dass sich alle an ‚Me too‘-Modifikationen versuchen, nicht an Innovation", sagte Chen dem Fachblatt "Nature". (sbo)

Schlagworte:
Mehr zum Thema

Internationale Gesundheitspolitik

WHO-Mitgliedsländer ringen um Pandemieabkommen

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Eine warme Beleuchtung sorgt im Empfangsbereich für eine angenehme Atmosphäre.

© Javier De La Torre / Westend61 / picture alliance

Praxiseinrichtung

Licht an! Die richtige Beleuchtung in der Arztpraxis

Neue Testmethoden für das Darmkrebsscreening, sind ein Multitarget-Tests (mtFIT) von Team um Dr. Thomas Imperiale, der neben Hämoglobin eine Reihe methylierter DNA-Marker (LASS4, LRRC4, PPP2R5C und ZDHHC1) nachweist und ein Test über zellfreie Tumor-DNA (ctDNA) vom Team um Dr. Daniel Chung, der bestimmte Tumormutationen wie KRAS und APC erkennt, ebenso ungewöhnliche Methylierungen und auffällige Fragmentierungsmuster.

© appledesign / stock.adobe.com

Bessere Sensitivität als FIT

Neue Tests spüren Darmkrebs recht präzise auf