Schlichtung hilft Patienten und Ärzten

MAINZ (chb). Ärztliche Kunstfehler sind oft für beide Seiten ein Albtraum: Für den Patienten, weil er unter den Folgen leidet, für den Arzt, weil sein Ruf und sein Selbstvertrauen Schaden nehmen und seine berufliche Zukunft nach dem Eingeständnis eines Fehlers an einem seidenen Faden hängen kann.

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Die meisten Fehler sind auf eine mangelnde Risikoaufklärung zurückzuführen. endostock©www.fotolia.de

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Um für beide Seiten ohne Beteiligung eines Gerichts eine unkomplizierte und faire Lösung zu finden, gibt es bei den Landesärztekammern die Schlichtungsausschüsse. In Rheinland-Pfalz wurde dieser vor 30 Jahren ins Leben gerufen.

Kammerpräsident Professor Frieder Hessenauer und der Vorsitzende des Schlichtungsausschusses Dr. Rolf Höfel wollen die Arbeit des Gremiums bekannter machen. Ihnen ist es wichtig, dass Fehler dokumentiert werden, um aus ihnen zu lernen und Transparenz herzustellen.

Die betroffenen Patienten sollen das Gefühl haben, dass nichts unter den Teppich gekehrt wird. Dazu trägt sicherlich bei, das dem rheinland-pfälzischen Schlichtungsausschuss außer dem Ex-Landgerichtspräsidenten Höfel, und zwei Fachärzten, die aus dem betroffenen Fachgebiet kommen sollen, auch zwei Patientenvertreter angehören. Die Beteiligung der Patientenvertreter sei bundesweit einmalig, versichern Höfel und Hessenauer.

Zahl der Fehler liegt insgesamt im Promillebereich.

Im vergangenen Jahr gingen beim Schlichtungsausschuss in Mainz 412 Anträge ein. 264 wurden nach Angaben der Landesärztekammer von unabhängigen Gutachtern überprüft. 59-mal, also in 22,35 Prozent der geprüften Fälle, sahen die Mitglieder des Schlichtungsausschusses einen Behandlungsfehler oder Mängel bei der Risikoaufklärung des Patienten.

Nur jeder fünfte Verdacht hat sich demnach bestätigt. Damit liegen die Rheinland-Pfälzer im bundesweiten Durchschnitt. "Setzt man diese Zahl beispielsweise noch in Relation zur Zahl der bei der Kassenärztlichen Vereinigung erfassten Behandlungsfälle, so ist der Fehlerquotient im Promillebereich", sagt Höfel.

Die meisten festgestellten Fehler wurden im vergangenen Jahr in der Allgemeinchirurgie und der operativen Orthopädie registriert. Dabei handelte es sich nach Angaben der Landesärztekammer hauptsächlich um Frakturen im Bereich des Handgelenks und der Hand sowie um Frakturen im Bereich der Schulter und des Oberarmes.

Für Streit zwischen Ärzten und Patienten sorgt auch immer wieder die Risikoaufklärung, die einige Patienten nach einem Eingriff als mangelhaft bewerten.

In Rheinland-Pfalz werden in etwa 90 Prozent der Fälle die Entscheidungen der Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen von beiden Parteien akzeptiert und die Arzthaftungsstreitigkeiten beigelegt, berichten Hessenauer und Höfel. Sollte sich eine der beiden Parteien nach dem Schlichtungsverfahren trotzdem noch entschließen vor Gericht zu gehen, würden die Gutachten der Kommissionen überwiegend bestätigt.

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