Schulterschluss gegen Ärztemangel im Ostalbkreis

Niedergelassene Ärzte, Landrat und Kliniken ziehen an einem Strang.

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HEIDELBERG (mm). Ein Positionspapier mit konkreten Vorschlägen, was gegen den Hausärztemangel auf dem Land unternommen werden kann, haben niedergelassene Ärzte im Ostalbkreis in Baden-Württemberg verfasst. Landrat Klaus Pavel sowie die Klinikdirektoren der Region haben das Positionspapier ebenfalls unterzeichnet. Für die Mediziner ist das ein gutes Zeichen.

"Tatsächlich zeigt unser Papier bereits erste Wirkung", sagt der Allgemeinarzt Dr. Rainer M. Gräter. "Wir haben es mit großen Mühen und Unterstützung der Gemeinde geschafft, eine Praxis in Rosenberg bei Ellwangen wiederzubesetzen", berichtet er. Ein Gespräch mit dem Bürgermeister sei der Praxisübernahme vorausgegangen. Der frischgebackene Facharzt habe mehr als einen Mietzuschuss für seinen Praxisstart von der Gemeinde erhalten. "Es geht nicht darum, niedergelassene Landärzte auf lange Zeit an den Tropf der Gemeinden zu hängen", sagt Gräter. Solche Hilfsmaßnahmen könnten nur Übergangslösungen sein.

Gräter ist Allgemeinarzt in Essingen, einer 6500-Einwohner-Gemeinde in der Nähe von Aalen. Seit fast 24 Jahren ist er niedergelassen. "50 Prozent der Hausärzte im Ostalbkreis werden in den nächsten zehn Jahren aus Altersgründen aufhören", haben er und seine Kollegen von der Kreisärzteschaft Aalen ausgerechnet. Immer mehr Hausarztpraxen könnten nicht wiederbesetzt werden.

"Kommunen sollten zum Beispiel nicht nur darüber nachdenken, den Landärzten Praxisräume zur Verfügung zu stellen oder Zuschüsse für den Betrieb zu genehmigen", fordert Gräter. Der Ostalbkreis sowie die Städte und Gemeinden müssten für die Ärzte zum Beispiel Kinderbetreuungsmöglichkeiten garantieren.

Günstige Startkredite für junge Mediziner, die sich auf dem Lande niederlassen, werden ebenso empfohlen wie garantierte Weiterbildungsstellen für künftige Allgemeinärzte. Krankenhausdirektor Jürgen Luft von der St. Anna-Virngrund Klinik in Ellwangen und seine Kollegen Axel J.F. Janischowski vom Ostalb-Klinikum Aalen sowie Walter Hees vom Klinikum Schwäbisch Gmünd haben sich bereit erklärt, in ihren Häusern solche zu schaffen. "Ergänzend werden interessierte Ärzte aus den Kliniken über freiwerdende Niederlassungsmöglichkeiten im Ostalbkreis informiert", so Gräter. Vorrangiges Ziel sei es, die Mediziner für die ländliche Region zu gewinnen.

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