Der Kandidat Andreas Köhler

Trotz hoher Honorarzuwächse in der Rolle des Sündenbocks

In verschiedenen Funktionen der KBV hat Andreas Köhler das berufspolitische Geschäft von der Pike auf gelernt.

Wolfgang van den BerghVon Wolfgang van den Bergh Veröffentlicht:
Dr. Andreas Köhler: "Kritik ist akzeptabel, solange sie nicht persönlich wird."

Dr. Andreas Köhler: "Kritik ist akzeptabel, solange sie nicht persönlich wird."

© KBV

Er gilt nun wirklich nicht als politisches Leichtgewicht. Das Gegenteil ist der Fall, wenn vom Chef der größten und einflussreichsten ärztlichen Körperschaft die Rede ist. Dr. Andreas Köhler, seit sechs Jahren hauptamtlicher Vorstand der KBV, tritt erneut zur Wahl an.

Der streitbare KBV-Chef dürfte in den zurückliegenden Jahren die wenigsten Assimilierungsprobleme mit der Hauptamtlichkeit gehabt haben. Denn der 50-Jährige hat seine berufspolitische Sozialisation größtenteils bei der KBV und nicht in der Arztpraxis erfahren: 1995 kommt Köhler als Referent an den Rhein. Unter Hochdruck wird an einer der unzähligen EBM-Reformen gearbeitet. Die Praxisbudgets (1997) tragen bereits Köhlers Handschrift.

Nach einem kurzen Gastspiel in seiner Heimat-KV in Südwürttemberg kehrt Köhler 1998 nach Köln zurück und übernimmt das Dezernat "Gebührenordnung und Vergütung" - eine Zeit, die den gelernten Chirurgen und Betriebswirt stark prägt. Noch heute brilliert Köhler, wenn es um Details im EBM geht.

Neben Rainer Hess, dem damaligen KBV-Hauptgeschäftsführer und heutigen Vorsitzenden des Gemeinsamen Bundesausschusses, hat sich Köhler immer stärker auch in politische Belange der Vertragsärzte eingeschaltet. 2004 tritt er die Nachfolge von Hess an.

Doch zuvor rumort es in der Führungsetage der KBV. Köhler hat die Nase voll und ist kurz davor, die Seiten zu wechseln. Erst im letzten Moment überzeugt ihn der KBV-Vorstand, im Amt zu bleiben. Köhler schlägt damit das Angebot einer großen Kasse aus, stellvertretender Vorstand zu werden.

Als "nicht immer prickelnd" bezeichnet er den Umgang mit ihm. Mit der Rolle als "Sündenbock für alles und jenes" kann er sich nur schwer anfreunden. "Aber diese gehört wohl zum Amt und ist akzeptabel, solange die Angriffe nicht zu persönlich werden", räumt er ein.

Seine innerärztlichen Gegner werfen ihm einen autoritären Führungsstil vor und die mangelnde Fähigkeit, Entscheidungskompetenz der Länderinteressen zu berücksichtigen. Hinzu kommt, dass er bisweilen Kollegen überfordert, wenn er etwa von der Vision spricht, die KBV quasi als Wirtschaftsunternehmen etablieren und so auch führen zu wollen.

Auf der anderen Seite kann Köhler eine Bilanz vorlegen, die sich sehen lassen kann. Das gilt für den Honorarzuwachs von etwa fünf Milliarden Euro in nur fünf Jahren - und das in Zeiten einer der größten Wirtschaftskrisen.

Themen, wie Ärztemangel und Bürokratieabbau werden von der Politik inzwischen ernst genommen. Bei den Kodierrichtlinien nimmt der Minister höchst persönlich den Druck aus dem Kessel, in dem er die verbindliche Einführung auf Januar 2012 prolongiert.

Köhlers unnachgiebiger Einsatz für das Kollektivvertragssystem und seine heftige Kritik an den Selelektivverträgen haben die innerärztlichen Fronten verhärtet. Doch die Töne werden inzwischen moderater.

Wird Köhler im Amt bestätigt, muss er sich darauf einstellen, dass die Länder viel stärker als bislang ihr Mitspracherecht einfordern werden. Das könnte für eine Doppelspitze zuviel werden. Allerdings sieht man eine Dreierspitze eher kritisch.

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