Der Standpunkt

Unermüdlich für Sterbenskranke

Christoph FuhrVon Christoph Fuhr Veröffentlicht:

Der Autor ist Redakteur im Ressort Gesundheitspolitik der "Ärzte Zeitung". Schreiben Sie ihm: christoph.fuhr@springer.com

Geht's vielleicht noch absurder? Da liegt ein sterbenskranker Mann zu Hause im Bett, sein Arzt kommt aus der weit entfernten Kreisstadt, er überlässt dem Sterbenden Tabletten gegen schwerste Schmerzen, bis eine Apotheke die Medikamente liefern kann. Der Arzt verlässt das Haus und hat sich strafbar gemacht.

So ist die Rechtslage, und das schreit zum Himmel! Hat nicht der Bundestag vor mehr als drei Jahren ein Gesetz auf den Weg gebracht, mit dem Ziel, dass Menschen in Würde zu Hause sterben können?

Wer will denn im Ernst daran zweifeln, dass Ärzte bei ihrer Arbeit mit Sterbenden immer wieder in Situationen geraten, in denen sie nur mit dem Überlassen von Medikamenten helfen können?

Der Fuldaer Palliativarzt Thomas Sitte hat diesen Widerspruch nicht länger ertragen. In Osthessen hatte er zuvor eine gut funktionierende Palliativversorgung aufgebaut.

Als Vorstandschef der Deutschen Palliativ Stiftung hat er sich danach neue Ziele gesetzt - gegen Bremser, Blockierer und Bedenkenträger, die die spezialisierte ambulante Palliativversorgung aushöhlen wollen.

Sittes unermüdlicher Kampf wird offenbar belohnt. Die Politik scheint kapiert zu haben, dass der absurde Widerspruch bei der Schmerzmittelabgabe für Sterbenskranke schnell aufgelöst werden muss.

Heute wird der Fuldaer Arzt beim Schmerztag in Frankfurt mit dem Deutschen Schmerzpreis 2011 ausgezeichnet. Für Sterbenskranke will Sitte sich weiter einsetzen, für eine faire Vergütung von Ärzten und Pflegekräften, die Menschen auf ihrem letzten Lebensweg begleiten.

Ärzte wie Sitte tun diesem System gut. Sie kommen von der Basis, haben einen klaren Blick nicht nur für das Wünschenswerte, sondern auch für das Machbare. Sie sind beharrlich, verbindlich, haben Empathie.

Und sie zeigen: Es geht eben auch ganz anders. Denn immer noch sind in unserem Gesundheitswesen viel zu viele Schwadroneure und vermeintliche Experten unterwegs, die uns weismachen wollen, sie hätten für alle Widersprüche des Systems die finalen Lösungen parat. Auf solche Schaumschläger können wir gut verzichten.

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview zum 128. Deutschen Ärztetag

StäKo-Vorsitzender Herrmann: „Unsere Weiterbildungen sind überladen“

Lesetipps
Dr. Sonja Mathes sprach sich bei der Hauptversammlung des Marburger Bundes dafür aus, die Kolleginnen und Kollegen dabei zu unterstützen, die bald obligatorische Zeiterfassung für Ärzte an Unikliniken konsequent einzufordern.

© Rolf Schulten für die Ärzte Zeitung

143. Hauptversammlung des Marburger Bundes

MB-Delegierte: Elektronische Zeiterfassung an Unikliniken muss durchgesetzt werden

Dr. Andreas Botzlar, 2. Vorsitzender des Marburger Bundes

© Porträt: Rolf Schulten | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

Podcast „ÄrzteTag vor Ort“

Klinikärzte in der Primärversorgung – kann das gehen, Herr Dr. Botzlar?