Verbände fordern "Gesundheitspaket" für arme Kinder

Krankheit als Folge schlechter Lebensverhältnisse - viele Kinder in Deutschland sind davon betroffen. Sozialexperten wollen wieder einen starken Staat, sie fordern zusätzliche Investitionen in die Gesundheit von Kindern aus finanzschwachen Familien.

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Modernes Prekariat macht auch für Kindern nicht halt: Experten fordern nun zusätzliche Mittel für die Gesundheit.

Modernes Prekariat macht auch für Kindern nicht halt: Experten fordern nun zusätzliche Mittel für die Gesundheit.

© blickwinkel / imago

BERLIN (af). Die Bildungsgutscheine für arme Kinder um ein Gesundheitspaket zu ergänzen, haben Fachleute bei einer gemeinsamen Veranstaltung des Kneipp-Bundes, des Dachverbandes für Anthroposophische Medizin und der Barmer GEK gefordert.

Mit Geldzahlungen an die Eltern sei für die Gesundheitsprävention von Kindern und Jugendlichen nichts gewonnen. Das Geld werde nicht in gesunde Ernährung, Sport und Bildung investiert, sagte Gesundheitssoziologe Professor Klaus Hurrelmann von der Hertie School of Governance.

"Wir brauchen eine präventive Sozialpolitik", sagte Hurrelmann. Krankheit sei auch eine Folge schlechter Lebensverhältnisse. Der Staat müsse seine Angebote über die Kindertagesstätten und verbindliche Ganztagesschulen direkt an Kinder und Jugendliche richten, notfalls auch an den Eltern vorbei.

Der Sozialethiker Professor Friedhelm Hengsbach warf dem Staat vor, selbst originäre staatliche Aufgaben wie die Gesundheitsprävention der Wirtschaft oder Kommissionen zu überlassen.

Das heutige Prekariat sei damit auch eine Folge von politischen Entscheidungen, zum Beispiel der Hartz-Gesetze der rot-grünen Koalition.

"Wenn der Staat nicht mitzieht, können wir die Prävention vergessen", sagte der katholische Theologe. Finanziert werden könnte die Prävention, wenn alle Einkommen beitragspflichtig wären.

Da die Beitragsbemessungsgrenze in der GKV Verfassungsrang hat, widersprach an diesem Punkt der Patientenbeauftragte der Bundesregierung Wolfgang Zöller (CSU). Er gehe aber davon aus, dass sich die Prävention binnen drei Jahren für die gesetzlichen Krankenkassen auch wirtschaftlich rechne.

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