Die Meinung
Auch Versicherer sind sterblich
Lebensversicherer berechnen die Wahrscheinlichkeit, wann ihr Kunde stirbt. Bei Risikopolicen wetten sie darauf, dass er möglichst spät stirbt, bei privaten Rentenversicherungen darauf, dass er früh das Zeitliche segnet.
Künftig müssen sich auch die Kunden Gedanken machen über die Sterblichkeit der Gesellschaft. Denn es deutet sich an, dass Konzerne manche Lebensversicherer einfach dichtmachen - weil sich das Geschäft nicht mehr lohnt.
Vergangene Woche hat die britische Aviva die deutsche Tochter Delta Lloyd für neue Verträge geschlossen, vor kurzem Munich Re die Victoria Leben mit 1,5 Millionen Kunden. Für die Versicherten heißt das nichts Gutes. Zieht sich eine Gesellschaft zurück, kann ihr der Ruf gleichgültig sein, sie kann ihre Kunden auch ruppig behandeln. Oder sie verkauft den Rest an einen Spezialisten, der umso mehr verdient, je weniger er den Kunden auszahlt. Wer noch im Markt bleibt wie Munich Re benimmt sich hoffentlich besser. Aber eine Erhöhung der ohnehin mageren Zinsen dürfen auch die Victoria-Kunden nicht erwarten.
Herbert Fromme ist Wirtschaftsjournalist in Köln.