Im Aufwind

Biopharmazeutika sorgen für neue Jobs

Die medizinische Biotechnologie ist im Aufwind. Umsatz und Beschäftigung legen kräftig zu. Mehr als 600 Projekte sind in der Pipeline. Sorgen bereiten die Finanzierung und fehlende Abschreibungsmodelle.

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BERLIN. Die medizinische Biotechnologie bleibt eine Jobmaschine. Erstmals arbeiten mehr als 40.000 Menschen in dieser Branche.

Gegenüber 2015 ist die Zahl der Beschäftigten um 6,7 Prozent gestiegen. Das geht aus dem aktuellen Biotech Report hervor, den die Boston Consulting Group (BCG) und vfa bio, die Interessengruppe Biotechnologie im Verband forschender Pharmaunternehmen vorgelegt haben.

Sorgen bereiten der Branche die drohende Unterfinanzierung. 2015 flossen 236 Millionen Euro an Wagniskapital, davon allerdings 167 Millionen an ein einzelnes Unternehmen. Die Branche fordert daher unter anderem steuerliche Forschungsförderung.

Der Aufwuchs an nach Angaben von vfa bio größtenteils hoch qualifizierten Mitarbeitern korrespondiert mit einem kräftigen Umsatzwachstum bei den Biopharmazeutika. Gegenüber 2014 (7,5 Milliarden Euro) legten die 391 Unternehmen der medizinischen Biotechnologie um 9,7 Prozent auf 8,2 Milliarden Euro zu.

Ihr Anteil am Pharmamarkt erweiterte sich dadurch von 22 auf 22,9 Prozent. Zum Vergleich: Im Berichtszeitraum wuchs der gesamte Pharmamarkt in Deutschland lediglich um 5,4 Prozent auf nun 35,9 Milliarden Euro.

Gut gefüllte Pipeline

Markttreiber in der medizinischen Biotechnologie sind die Immunologie, die Onkologie und Stoffwechselerkrankungen. Mit diesen Produkten erzielen die Unternehmen zwei Drittel ihrer Umsätze.

2015 kamen in der Europäischen Union insgesamt 50 neue Medikamente auf den Markt. 15 davon waren originale Biopharmazeutika. Insgesamt sind damit in Deutschland 240 Präparate dieser Klasse verfügbar, 60 Prozent davon Impfstoffe.

Bei der Behandlung von Krankheiten wie rheumatoider Arthritis oder Schuppenflechte erreichen die Wirkstoffe, die mithilfe gentechnisch veränderter Organismen hergestellt worden sind Umsatzanteile von 74 Prozent, bei Diabetes, Brustkrebs oder auch lymphatischer Onkologie sind es jeweils 39 Prozent.

"Biopharmazeutika ermöglichen auch die Therapie von sehr schweren Erkrankungen", sagte Dr. Frank Mathias, Vorsitzender der Geschäftsführung der Rentschler Biotechnologie GmbH, bei der Vorstellung des Reports in Berlin.

Die Pipeline der Branche ist gut gefüllt. Mit 626 hat die Zahl von Entwicklungsprojekten für biopharmazeutische Medikamente einen neuen Höchststand erreicht. Mehr als 60 der Wirkstoffe befinden sich in der ersten klinischen Erprobungsphase. Mit 387 Projekten sind die monoklonalen Antikörper nach wie vor Motor der Entwicklung.

"Wir gehen davon aus, dass 2016 wieder Biosimilars auf den Markt kommen werden", kündigte Mathias an. Ende 2015 waren laut Report sieben Biosimilars im Zulassungsverfahren bei der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA). (af)

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