Der "Kassentrojaner" verliert an Schrecken

Erst verteufelt, jetzt toleriert: Bei der KV-Schnittstelle für Selektivverträge wollen der Deutsche Hausärzteverband und Medi nun doch mitmischen. Der Sinneswandel hat seine Gründe.

Veröffentlicht:
Das Ziel: eine Schnittstelle für alle Verträge.

Das Ziel: eine Schnittstelle für alle Verträge.

© N. Soul / shutterstock.com

DORTMUND (iss). Bei der Arbeit an einer Standard-IT-Schnittstelle für Selektivverträge zeichnet sich eine innerärztliche Lösung ab.

Basis wäre eine Einigung zwischen KV Telematik ARGE, Hausärzteverband, Medi Verbund und Hausärztlicher Vertragsgemeinschaft.

Das berichtete der Vorsitzende der ARGE Dr. Gunter Hauptmann in der Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL).

Die Beteiligten haben über die gemeinsame Entwicklung der Schnittstelle gesprochen. "Die Gespräche sind konstruktiv verlaufen", sagte der Vorsitzende der KV Saarland.

Die Gesellschafterversammlung der KV Telematik ARGE - bestehend aus der KBV sowie aus allen KVen außer Hessen - werde am 23. Februar eine Richtungsentscheidung fällen, kündigte Hauptmann an: Entweder die ARGE kooperiert weiter mit der AOK und anderen Kassen bei der gevko-Schnittstelle oder sie setzt auf die Zusammenarbeit mit den ärztlichen Verbänden. Hauptmann präferiert klar die zweite Variante.

Kritik unberechtigt

Die Zeit für eine Entscheidung dränge. "Die PVS-Hersteller werden langsam nervös." Die Arztsoftware-Unternehmen hatten sich dafür ausgesprochen, dass KVen und Kassen ihre Arbeiten an einer Schnittstelle zusammenführen.

Diese Kooperation sahen der Hausärzteverband und Medi als direkte Konkurrenz zur Softwarelösung in ihren Hausarztverträgen. Sie kritisierten die gevko-Schnittstelle als "Kassentrojaner".

Die Kritik sei unberechtigt, sagte Hauptmann. "Ein Punkt bleibt aber: Die Krankenkassen können über die Schnittstelle Direktverträge mit dem einzelnen Arzt verhandeln, ohne KVen, ohne Verbände."

Zwar hätten die Krankenkassen versprochen, zwei Jahre nach einem Vertragsabschluss mit der ARGE keine entsprechenden Module zu verwenden. "Wir müssen uns klar sein, dass die Kassen diese Module irgendwann entwickeln werden, aber bitte nicht mit uns als Steigbügelhalter", sagte Hauptmann.

Dr. Norbert Hartmann, Landesvorsitzender in Westfalen-Lippe, unterstrich die Kooperationsbereitschaft des Hausärzteverbands. "Das Angebot liegt auf dem Tisch", sagte er. Die KVWL-Delegierten verabschiedeten ohne Gegenstimme einen Antrag, der die gevko-Schnittstelle als Tür zum Einkaufsmodell ablehnt.

"Bei der Online-Schnittstelle müssen Datenhoheit und Zertifizierung dauerhaft in ärztlicher Hand bleiben", heißt es in dem Antrag.

Mehr zum Thema

Liste veröffentlicht

Endlich: Zi zeigt, mit welchen PVS Praxen zufrieden sind

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Studie bescheinigt hohe Spezifität

Feiert das Belastungs-EKG ein kardiologisches Comeback?

Lesetipps
Will mehr Spezialisierung der Kliniken: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am Mittwoch vor der Bundespressekonferenz.

© Kay Nietfeld/dpa

Kabinett beschließt Reformgesetz

Lauterbach: Klinikreform rettet zehntausende Menschenleben

Es zeichne sich ab, so Professorin Anne Letsch vom Onkologischen Zentrum Campus Kiel des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, dass das biologische Geschlecht, aber auch Gender als soziales Rollenkonstrukt, an vielen Stellen Krebs und Krebsversorgung beeinflussen.

© [M] lera_efremova / stock.adobe.com

Gendermedizin in der Onkologie

Den geschlechtsspezifischen Unterschieden bei Krebs auf der Spur

Die Wahrscheinlichkeit, VHF-Trigger außerhalb des Pulmonalvenensystems zu finden, beträgt 5,9 Prozent bei einem PRE2SSS2-Score von 0–1, 19,2 Prozent bei einem Score von 2–4 und 40,0 Prozent bei einem Score von 5–6.

© plo / stock.adobe.com

Herde außerhalb der Pulmonalvenen

Score gibt Risiko für weitere Trigger von Vorhofflimmern an