Handwerker für die Praxis - rund um die Uhr

Ein Kurzschluss oder ein Rohrbruch - für diese Notfälle bieten Versicherer Ärzten Wohnungsschutzbriefe an. Verbraucherschützer meinen: Diese Zusatzbausteine zur Hausrat- oder Gebäudeversicherung sind überflüssig.

Anne-Christin GrögerVon Anne-Christin Gröger Veröffentlicht:
Ein defektes Stromkabel - wer einen Wohnungsschutzbrief hat, dem wird ein Handwerker vermittelt.

Ein defektes Stromkabel - wer einen Wohnungsschutzbrief hat, dem wird ein Handwerker vermittelt.

© Dan Race / fotolia.com

KÖLN. Immer mehr Versicherer setzen auf zusätzliche Service-Angebote. Eines davon ist der Haus- und Wohnungsschutz-Brief. Die Gesellschaften werben mit einem Handwerker-Dienst, der rund um die Uhr im Einsatz ist. Fällt die Tür ins Schloss und der Schlüssel liegt drinnen, kann der ausgesperrte Arzt die 24-Stunden-Hotline seines Versicherers anrufen. Der schickt den Schlüsseldienst ins Haus und kommt für die Rechnung auf.

Die Versicherer arbeiten mit ausgesuchten Dienstleistern

Fällt die Heizung am Wochenende aus, wird ein Fachmann organisiert, der dafür sorgt, dass die Wohnung wieder warm wird. Den schnellen Handwerkerdienst gibt es aber auch bei verstopften Rohren oder defekten Stromkabeln.

Eine solche Police können Ärzte als Zusatzbaustein zur Hausrat- oder Wohngebäudeversicherung kaufen, etwa bei der WWK Versicherung oder der Barmenia. Bei einigen Gesellschaften wie der Allianz gibt es den Schutz auch unabhängig von anderen Verträgen.

"Der Schutzbrief kann eine große Hilfe sein, schon allein bei der Auswahl des Handwerkers", sagt Stephan Bongwald, Sprecher der Barmenia. Der Versicherer arbeitet mit ausgesuchten Dienstleistern zusammen und wirbt damit, dass die Handwerkerbetriebe strengen Qualitätskontrollen unterliegen.

Das macht das Angebot für viele Kunden attraktiv. Gerade in anonymen Großstädten ist es schwierig, einen guten Fachmann zu finden. Viele Ärzte kennen die Handwerker vor Ort nicht mehr persönlich und fürchten, an einen unfähigen und dazu teuren Anbieter zu geraten, wenn sie ihn aufs Gradewohl aus dem Telefonbuch aussuchen. Der Service garantiert Qualitätsstandards, versprechen die Versicherer.

Auch Vermieter können den Schutzbrief abschließen. Für sie kann er sich lohnen, weil der Versicherer für Schäden wie die Entfernung von Wespennestern aufkommt oder einen Kammerjäger bezahlt, wenn Ameisen oder Schaben in die Wohnung eingefallen sind.

Allerdings sieht er auch Leistungen vor, die den Vermieter nicht betreffen, zum Beispiel die Unterbringung von Tieren oder die Kinderbetreuung im Notfall.

Der Deckungsschutz hat jedoch Grenzen. "Bei Schäden, die umfangreiche Installateurarbeiten erfordern, muss der Gebäudeeigentümer seine Wohngebäudeversicherung in Anspruch nehmen", sagt Bongwald.

Verbraucherschützer sehen die Schutzbriefe kritisch. Sie sind zwar nicht teuer. Fünf Euro pro Monat kostet die Deckung bei den meisten Anbietern. "Dafür, dass der Versicherer dann den Blick ins Telefonbuch übernimmt, ist es aber immer noch zu viel", sagt Hajo Köster vom Bund der Versicherten.

Zudem übernehmen die Anbieter nur in wenigen Fällen tatsächlich die Kosten. Viele zahlen etwa nur für Schäden an der Elektroinstallation, nicht aber, wenn Waschmaschine oder Kühlschrank streiken oder der Heizkessel kaputtgeht. "Das Angebot ist wirklich nur für Menschen sinnvoll, die nicht in der Lage sind, sich selbst Hilfe zu organisieren."

Einen Großteil der Kosten müssen Ärzte selbst tragen

Elke Weidenbach von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen bemängelt, dass der Kunde den Service nicht unbegrenzt nutzen kann. Je nach Höhe des Schadens sind Ärzte schnell in der Situation, für einen Großteil der Schadenssumme selbst aufkommen zu müssen, weil der Versicherer pro Jahr nur einen begrenzten Betrag übernimmt. "Kunden sollten das Geld lieber dafür sparen, wirklich wichtige Versicherungen wie eine Haftpflicht- oder eine Berufsunfähigkeitspolice abzuschließen", sagt Weidenbach.

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