Anlagen-Kolumne
Offene Immofonds verlieren Glanz
Reine Aktienfonds sind 2016 in der Anlegergunst laut jüngster Statistik des Bundesverbandes für Investmentfonds weiter zurückgefallen. Stattdessen griffen die Investoren verstärkt zu offenen Immobilienfonds und Mischfonds. Doch die Risiken dieser Fonds nehmen nun zu.
Da sie bei der Kontoanlage keinerlei Zinsmarge mehr verdienen, versuchen die Banken verstärkt, Anleger in Investmentlösungen mit Agiokosten zu leiten. Das ist zunächst einmal eine gute Entwicklung. Der deutsche Anleger liebt die Sicherheit. Also ist es naheliegend, dass vor allem offene Immobilienfonds angeboten werden. Auch wenn diese nur ein bis drei Prozent pro Jahr erwirtschaften, handelt es sich doch um eine Sachwertanlage, die vor Inflation schützt und zudem breit gestreut ist. Die Geldflut beschert den Immobiliengesellschaften aber Probleme. Sie finden nur noch schwer geeignete Objekte zu vernünftigen Preisen.
In der Theorie ist das Konstrukt eines offenen Immobilienfonds interessant. Anstatt mit einer vermieteten Einzelimmobilie ein Klumpenrisiko einzukaufen, gibt man das Geld lieber einem Investmentfonds, der weitere Gelder sammelt und breit gestreut in größere Projekte investiert. Jahrelang war ich ein Anhänger der Anlageklasse, doch die Finanzkrise hat die Schwächen des Systems aufgedeckt. Die Unwucht liegt in der Unterschiedlichkeit der Fristen: Ein offener Immobilienfonds finanziert ein Objekt mit Kundengeldern. Die können jedoch – bei rechtzeitiger Kündigung – innerhalb von ein bis zwei Jahren jederzeit abgezogen werden. Wenn viele Anleger gleichzeitig an ihr Geld wollen, dann gerät der Fonds in Turbulenzen.
Fazit: Anleger können ihrem Portfolio offene Immobilienfonds beimischen, sie sind aber kein Ersatz für ein Tagesgeldkonto oder Zinspapiere und auch nicht mehr frei von Risiken.
Der Fondsmanager Gottfried Urban der Bayerische Vermögen AG ist mehrfach für seine Leistungen in der Vermögensverwaltung ausgezeichnet worden.