Demonstration

Psychotherapeuten sehen sich um Millionen gebracht

Mit einer Demonstration haben die Psychotherapeuten um mehr Honorar gekämpft. Der Nachholbedarf belaufe sich inzwischen auf einen dreistelligen Millionenbetrag.

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Psychotherapeuten protestieren in Berlin.

Psychotherapeuten protestieren in Berlin.

© Stephanie Pilick

BERLIN. "Unser therapeutisches Mittel ist und bleibt das qualifizierte Gespräch mit dem Patienten. Das soll auch angemessen vergütet werden", sagte Barbara Lubisch, Bundesvorsitzenden der Deutschen Psychotherapeuten Vereinigung (DPtV) im Vorfeld des Protestzuges in Berlin.

Rund 40 Berufsverbände hatten zu dem Aktionstag aufgerufen. Etwa 1200 Psychotherapeuten, Psychiater und Psychosomatiker waren gekommen. Die zentrale Kundgebung fand vor dem Bundesgesundheitsministerium statt.

Die Psychotherapeuten ärgern sich, dass sie verglichen mit anderen Ärzten nach wie vor schlecht verdienten. Dabei haben mehrere Gerichte längst bestätigt, dass ihre Vergütung mit denen andere Fachgruppen Schritt halten müsse.

Aktuell kritisieren sie insbesondere den Bewertungsausschuss, der paritätisch von Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) und dem Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV-SV) besetzt ist.

Dieser habe die Honorare der Psychotherapeuten zwischen 2010 und 2012 nicht überprüft. Eine Nachzahlung sei nötig und diese summiere sich, so Barbara Lubisch, auf einen "dreistelligen Millionenbetrag".

Für die Zukunft forderte sie eine gesetzliche Vorschrift, die die angemessene Vergütung und die jährliche Anpassung der Honorare festschreibe.

BMG ist gefordert

Lubisch wie auch ihr Kollege Werner Singer von der Vereinigung Analytischer Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten (VAKJP) vertrauen nicht mehr darauf, dass die Selbstverwaltung das Verteilungsproblem lösen kann oder will.

"Jetzt ist das Bundesgesundheitsministerium gefordert", sagen sie. Jürgen Doebert vom Bundesverband der Vertragspsychotherapeuten drängt darauf, die "sprechenden Leistungen" über den einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM) höher einzustufen.

Ein Psychotherapeut, der 36 Stunden pro Woche Krankenversicherte behandele, bekomme dafür rund 125.000 Euro an Honorar überwiesen.

Davon müssen dann allerdings noch die Praxiskosten und dergleichen abgezogen werden. reagierte der Sprecher des GKV-Spitzenverbands, Florian Lanz. Ein großer Teil der Psychotherapeuten sei jedoch nur in Teilzeit tätig.

Deshalb sei das tatsächlich gezahlte Durchschnittshonorar niedriger. Lanz forderte Teilzeit-Therapeuten auf, halbe Zulassungen abzugeben. Dr. Frank Bergmann, Vorsitzender des Spitzenverbands ZNS (SPiZ) verwies darauf, dass etwa ein Drittel der Bevölkerung jährlich unter "mindestens einer psychischen Störung" leide.

Dies werde heute früher erkannt und häufiger diagnostiziert. Die Erkrankung bedeute nicht nur viel Leid für die Betroffenen, sondern verursache auch kostenintensive Arbeitsausfälle, Krankenhausbehandlungen und Frühverrentungen. (wer)

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