Hintergrund

Rhön: Stillstandrisiko auf dem Weg zum Systemanbieter

Die Rhön-Kliniken streben mit Hilfe von Fresenius eine Metamorphose an. Die Aktionäre haben es in der Hand.

Von Monika Peichl Veröffentlicht:

Eugen Münch, Gründer und Aufsichtsratschef der Rhön-Klinikum AG, hat wie der Vorstandsvorsitzende Wolfgang Pföhler eindringlich für die Übernahme seines Hauses durch den Gesundheitskonzern Fresenius geworben. Denn aus eigener Kraft könne Rhön das "Stillstandrisiko" auf dem Weg zum Systemanbieter nicht meistern.

Münch verdeutlichte auf der vielleicht letzten Hauptversammlung des Unternehmens, dass internes Wachstum für Rhön wegen der Abschläge auf Mehrleistungen schwierig geworden ist: "Mengenwachstum führt zuerst zu Ergebnisdruck und immer zu unterproportionalem Umsatzwachstum."

Zugleich erschwere es die Konkurrenz auf dem Privatisierungsmarkt, Krankenhäuser zu akzeptablen Preisen und Konditionen zu erwerben und Anfangsrationalisierungsgewinne zu erzielen.

Wachstum hin zum flächendeckenden Anbieter ist aber laut Münch unabdingbar, um das System "aufbrechen" zu können. Nach seinen Vorstellungen sollte Rhön vom "Zulieferer" in einer staatlich organisierten Gesamtversorgung zum Markenanbieter mit einem Vollversorgungskonzept werden.

Angebot an Häusern öffentlicher Träger erhöhen

Dabei sollte jedem Bürger gegen einen geringen Monatsbeitrag eine Zusatzleistung angeboten werden, in der Priorisierung und Rationierung - die im öffentlichen Gesundheitssystem "trotz aller Versprechungen" bereits praktiziert würden - aufgehoben wären.

Diesem Modell liege der Gedanke einer Netzwerkmedizin zugrunde, die nur als preiswertes Massensystem mit flächendeckender Präsenz realisiert werden könnte. Die erste Voraussetzung dafür sei ein Marktanteil von acht bis zehn Prozent.

In seinem Konzept sieht Münch die Antwort auf die demografische Entwicklung mit einer immer älter werdenden Bevölkerung und wachsendem Bedarf an medizinischen Leistungen bei gleichzeitiger Abnahme der Zahl der Beitragszahler.

Das dafür nötige zügige Wachstum der Klinikkette sollte dieser Strategie zufolge durch ein hohes Angebot an Häusern öffentlicher Träger ermöglicht werden.

Der Privatisierungsboom sei jedoch ausgeblieben, so Münch, weil der Staat sich so an Schulden gewöhnt habe, "dass mancher Landrat oder Oberbürgermeister lieber die Schulden behält, statt die politisch schwierige Privatisierung seines Krankenhauses in Angriff zu nehmen".

Weil also zu wenig privatisiert werde, habe sich als Alternative die Frage nach der Konsolidierung zwischen den großen privaten Ketten gestellt. Deshalb sei sondiert worden, ob andere private Klinikbetreiber zu Zusammenschlüssen bereit seien.

Wie Münch berichtete, wollte einer der möglichen Partner lediglich eine Angebotskooperation eingehen, was er wegen der mangelnden Lenkungskompetenz verwarf. "Ansonsten wollte jeder den anderen kaufen."

München: Helios zu kaufen, war nicht machbar

Als Ankeraktionär - Münch und seine Ehefrau halten 12,5 Prozent der Aktien - habe er schließlich Sondierungsgespräche mit Fresenius geführt. Ein Kauf der Fresenius-Kette Helios durch Rhön sei keinesfalls machbar gewesen.

Daher wurde eine Zeit lang erwogen, dass die Rhön-Klinikum AG Helios als Sacheinlage mit jungen Aktien übernimmt. Damit wäre Fresenius zum größten Rhön-Aktionär geworden. Fresenius habe dann jedoch erklärt, dass nur eine Vollübernahme in Betracht komme.

Begründet worden sei dies damit, dass das Unternehmen von der Börse solle, weil sich Kapital auch auf Wegen beschaffen lasse, die das Unternehmen nicht der Spekulation aussetze.

"Dass die Marke von 90 Prozent gesetzt wurde, ist kein Herzenswunsch von mir", kommentierte Münch die Annahmeschwelle, bis zu der eine Übernahme scheitern würde. Nun aber stehe sie, und jeder Aktionär habe die Wahl.

Dass das Übernahmeangebot von Fresenius mit 22,50 Euro pro Aktie "gewürfelt" worden sei, wie ein Aktionär kritisierte, wies Rhön-Vorstandschef Wolfgang Pföhler energisch zurück. Es sei auf der Basis von bisherigen Börsenkursen, Analystenmeinungen und Unternehmenskennzahlen ermittelt worden. Die Annahmefrist läuft bis zum 27. Juni.

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