Erneut enttäuschendes Ergebnis mit Hormonersatztherapie

SEATTLE (ikr). Die Östrogen-Monotherapie mit einem konjugierten Östrogen eignet sich wie die Kombination eines solchen Östrogens mit einem Gestagen offenbar nicht zur KHK-Prävention bei Frauen in der Postmenopause. Dieses Fazit läßt sich aus dem zweiten Teil der WHI-Studie mit mehr als 10 000 Teilnehmerinnen ziehen.

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Auch dieser Teil der Studie ist wie bereits der erste Teil vorzeitig beendet worden. Zur Erinnerung: Im ersten Teil der WHI(Women’s Health Initiative)-Studie sollten 8506 gesunde Frauen zwischen 50 und 79 Jahren 8,5 Jahre lang täglich ein konjugiertes Östrogen plus Medroxyprogesteronacetat einnehmen und 8102 Frauen Placebo (JAMA 288, 2002, 321).

Primäre Endpunkte waren KHK-Ereignisse und Brustkrebs. Nach nur fünf Jahren wurde die Studie beendet: Die Rate der kardiovaskulären Ereignisse war mit Hormonersatz (HRT) sogar höher als mit Placebo. Außerdem war die Brustkrebsrate mit HRT erhöht.

Große Hoffnungen setzten die Wissenschaftler um Dr. Garnet L. Anderson aus Seattle im US-Staat Washington auf den zweiten Teil der WHI-Studie. Hier sollten 10 739 gesunde Frauen in der Postmenopause, die bereits hysterektomiert waren, für etwa acht Jahre 0,625 mg eines konjugierten Östrogens oder Placebo erhalten (JAMA 291, 2004, 1701). Auch hier waren die primären Endpunkte KHK-Ereignisse und Brustkrebs. Auch dieser Teil der Studie ist jetzt wegen enttäuschender Resultate ein Jahr früher als ursprünglich geplant beendet worden.

Die Ergebnisse sind insgesamt zwar etwas günstiger als mit der Kombitherapie, aber nicht gut genug, um eine Monotherapie mit einem konjugierten Östrogen zur KHK-Prophylaxe zu empfehlen, meinen die US-Wissenschaftler. Die Rate der kardiovaskulären Ereignisse war in der Östrogen-Gruppe ähnlich wie in der Placebo-Gruppe. 177 von 5310 Frauen mit Östrogen-Therapie hatten ein solches Ereignis, mit Placebo waren es 199 von 5429 Frauen. Die Brustkrebsrate war mit der Hormontherapie um 23 Prozent geringer.

Dieser Unterschied war aber nicht statistisch signifikant. Die Schlaganfallrate war mit HRT um 39 Prozent erhöht. 158 Frauen mit HRT hatten ein solches Ereignis, aber nur 118 Frauen in der Placebo-Gruppe. Dieser Unterschied war statistisch signifikant. Die Rate der Lungenembolien war nicht-signifikant erhöht. Und die Rate der Hüftfrakturen war mit HRT signifikant um 40 Prozent erniedrigt.

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