Wird das Wachstum kontrolliert, werden Störungen früh erkannt

MÜNSTER (grue). Kleinwüchsige Kinder mit Wachstumshormon-Mangel erzielen durch frühzeitige Hormontherapie einen Körperlängenzuwachs von etwa 25 Zentimetern und erreichen so häufig ihre genetisch vorgegebene Zielgröße. Auch bei anderen Wachstumsverzögerungen läßt sich mit humanem rekombinant hergestelltem Somatotropin erfolgreich behandeln.

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Das gilt für Kleinwuchs bei Ullrich-Turner-Syndrom und Prader-Willi-Syndrom sowie nach intrauteriner Wachstumsretardierung und chronischer Niereninsuffizienz. Für diese insgesamt fünf pädiatrischen Indikationen ist die Therapie mit humanem Wachstumshormon (Somatotropin) zugelassen; außerdem für die Behandlung von Erwachsenen mit entsprechendem Hormonmangel.

Wachstumshormon gilt als das am besten untersuchte Hormon der Hirnanhangsdrüse. Es stimuliert nicht nur das Längenwachstum, sondern wirkt auch auf den Fett- und Zuckerstoffwechsel. Eine Adipositas, die bei kleinwüchsigen Kindern häufig ist, kann deshalb durch eine Hormon-Substitution günstig beeinflußt werden. Die Therapie selbst ist seit den 50er Jahren etabliert und gilt nach der Umstellung auf biosynthetische Produkte als sehr sicher.

Bei kleinwüchsigen Kindern sollte die Hormontherapie möglichst früh beginnen, denn gegen Ende der Pubertät schließen sich die Wachstumsfugen, und die Köperlänge kann nicht mehr hormonell beeinflußt werden. Trotzdem erhalten die Kinder im Durchschnitt erst mit zehn Jahren die ersten subkutanen Hormon-Injektionen.

"Werden Körperlänge und Wachstumsgeschwindigkeit regelmäßig bestimmt, könnte der Kleinwuchs schon viel früher erkannt werden", sagte Professor Jürgen Brämswig aus Münster auf einer Veranstaltung der Arbeitsgemeinschaft "Forum Wachsen". Denn Kinder, die bei halbjährlichen Längenmessungen die 3. Perzentile in der Wachstumskurve wiederholt unterschreiten, erreichen nicht mehr die vorgesehene Endlänge.

Dagegen sei ein vorübergehender Wachstumsstillstand in der Pubertät für "Spätentwickler" normal und meist kein Grund zur Besorgnis, sagte Brämswig. Kinder mit Wachstumshormon-Defizit fallen durch verzögertes Wachstum ab dem zweiten Lebensjahr bei normaler psychomotorischer Entwicklung auf. Sie haben meist ein puppenhaftes Gesicht, einen rundlichen Bauch und kleine Hände und Füße.

Ohne Behandlung erreichen sie meist nur eine Körpergröße von etwa 130 cm. "Unter der sehr verträglichen und einfachen Therapie setzt ein deutliches Aufholwachstum ein", so Brämswig. Der Pädiater wies darauf hin, daß Kinder mit genetischem Kleinwuchs und normalen Hormonspiegeln in Deutschland kein Wachstumshormon erhalten.

Vermutlich läßt sich damit nicht viel erreichen, wie Erfahrungen aus den USA und eine Untersuchung aus Münster belegen. Die Hormontherapie sei kein Mittel, um Kindern kleiner Eltern zur Wunschgröße zu verhelfen, so Brämswig. Auch für Menschen, deren Kleinwuchs psychosoziale Gründe hat, sind Hormone nicht geeignet.



STICHWORT

Forum Wachsen

Das Forum Wachsen ist eine Arbeitsgemeinschaft von sechs pharmazeutischen Unternehmen, die in Deutschland zugelassene Wachstumshormon-Präparate herstellen oder vertreiben.

Der Interessenverbund der Mitgliedsfirmen Ferring, Ipsen, Lilly, Novo Nordisk, Pfizer und Serono will in Zusammenarbeit mit Fachgesellschaften und Selbsthilfegruppen die Betreuung kleinwüchsiger Patienten verbessern.

Dazu gehören die Förderung endokrinlogischer Projekte sowie firmen- und produktneutrale Informationsveranstaltungen. Außerdem bietet das Forum Broschüren für Ärzte und Patienten zum Thema Kleinwuchs, die kostenlos angefordert werden können.

Weitere Infos gibt es unter Tel: 0 89 / 89 45 78 40 und per E-Mail: yvonne.knittel@forumwachssen.de

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