Adipositas fördert Arthrose in allen Gelenken

WIESBADEN (hub). Specken Patienten mit Arthrose ab, nützt das nicht nur den Knien, sondern allen Gelenken. Der Grund: Nehmen die Patienten ab, wird auch das Fettgewebe geringer und es werden weniger Entzündungsmediatoren gebildet. In aktuellen Studien wird Arthrose zunehmend als Folge einer Störung des Fettstoffwechsels diskutiert.

Veröffentlicht:

In Studien wurde beobachtet, dass sich bei Patienten mit Arthrose die Erkrankung bessert, wenn sie abnehmen. Dabei wirkte sich das Abspecken positiv nicht nur auf arthrotisch veränderte Kniegelenke, sondern auch auf arthrotisch veränderte Fingergelenke aus. Der Effekt beruhe also weniger auf dem Verlust von Körpergewicht, sondern vielmehr auf dem Verlust von Körperfett, sagte Privatdozent Stefan Rehart beim Rheuma Update in Wiesbaden.

Forscher erklären die Beobachtung, dass Adipöse auch in Gelenken ohne mechanische Belastung häufiger eine Arthrose haben als Normalgewichtige, wie folgt: Das Fettgewebe sei eine Art endokrines Organ, das viele Zytokine wie Interleukin-1 und TNFa sowie Adipokine wie Adiponektin, Leptin und Resistin bildet. "Hohe Leptinspiegel im Gelenk führen zur Degeneration der Matrix", so Rehart. Daher sei bei Arthrose eine Störung des Fettstoffwechsels anzunehmen.

Hinzu komme eine schlechtere subchondrale Gefäßversorgung. Das kann zu einer Mangelernährung des Knorpels oder zu direkten ischämischen Effekten auf den Knochen führen. Abzunehmen und Fettgewebe zu verringern wirke daher positiv auf alle Gelenke, so der Orthopäde vom Markus-Krankenhaus in Frankfurt am Main.

Rehart weiter: "Chondrozyten besitzen Mechanorezeptoren und Ionenkanäle, die über Scherkräfte aktiviert werden." Wenn durch dauernde Belastung des Gelenkknorpels im Knie bei adipösen Patienten die Rezeptoren der Chondrozyten aktiviert werden, bilden die Knorpelzellen Zytokine, Wachstumsfaktoren und Entzündungsmediatoren wie Prostaglandine und Stickoxid (NO). Diese Prozesse können die Matrixsynthese im Gelenk hemmen und zur Knorpeldegeneration führen.



STICHWORT

Adipokine (Adipozytokine)

Die Adipokine Adiponektin, Leptin und Resistin kommen in der Synovialflüssigkeit vor - bei Rheumatoider Arthritis (RA) und bei Arthrose.

Leptin kann Chondrozyten schädigen, da es über Interferon-? toxisches Stickoxid (NO) bildet. Auch Osteophyten-Bildung und Knochendestruktion scheinen mit Leptin assoziiert zu sein.

Adiponektin gehört zur TNF-Superfamilie und wirkt auf artikuläre Fibroblasten. Es stimuliert proinflammatorische und matrixdegenerierende Faktoren wie Interleukin-6 (IL-6) und Kollagenase-1.

Resistin kann IL-6 und TNFa hoch regulieren. Es wird auch direkt im Synovium synthetisiert und ist mit CRP und BSG assoziiert. (eb)

Mehr zum Thema

Freiwillige Selbstverpflichtung reicht Minister nicht

Özdemir will Lebensmittelproduzenten Reduktionsziele vorgeben

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen