In nationalen Demenz-Leitlinien wird zu Cholinesterasehemmern geraten

KÖLN (mal). Zur Behandlung bei Demenz gibt es bisher keine international abgestimmten Leitlinien. In allen bisher veröffentlichten nationalen Demenz-Leitlinien werden aber Cholinesterasehemmer übereinstimmend für die Demenz-Therapie empfohlen.

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Mit Cholinesterasehemmern würden wichtige Therapieziele bei Demenz-Kranken erreicht, nämlich die kognitiven Leistungsfähigkeit zu bessern sowie die Krankheitsprogression zu verlangsamen oder zu stoppen. Daran erinnerte Professor Hermann-Josef Gertz von der Klinik für Psychiatrie in Leipzig bei einer Veranstaltung in Köln. Gertz ist Mitautor einer vergleichenden Übersicht von Demenz-Leitlinien, in der unter anderem auch Leitlinien aus den USA, Kanada, Frankreich und Großbritannien bewertet worden sind.

An deutschen Leitlinien wurden drei in der Übersicht bewertet

Als deutsche Therapieempfehlungen wurden diejenigen der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN), der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft und der Deutschen Gesellschaft für Neurologie berücksichtigt (Fortschr Neurol Psychiat 71, 2003, 285). "Alle Leitlinien kommen für die Cholinesterasehemmer zu dem Schluß, daß diese Substanzen wirksam sind", so Gertz bei der von Janssen-Cilag unterstützten Veranstaltung.

Durch die Anwendung von Cholinesterasehemmern bei Alzheimer-Patienten sei bekannt, daß sich damit die Symptomatik oft zunächst bessere. Später verschlechtere sich die Situation dann wieder, wobei der Ausgangswert erneut nach etwa einem Jahr erreicht werde. "Dann geht man davon aus, daß die Krankheit zunächst - sozusagen zeitlich verschoben parallel zum Krankheitsverlauf bei unbehandelten Patienten - fortschreitet", sagte Gertz.

Galantamin (Reminyl®) hemmt nicht nur direkt die Cholinesterase, sondern potenziert zudem durch einen Effekt auf nikotinerge Acetylcholin-Rezeptoren die Wirkung dieses Neurotransmitters. Am Beispiel dieses Präparates machte Gertz deutlich, daß nicht nur Patienten mit leichter bis mittelschwerer Alzheimer-Demenz - für die Cholinesterasehemmer bisher zugelassen sind - von diesen Antidementiva profitieren können. So habe sich Galantamin etwa auch schon bei vaskulärer oder gemischt vaskulär-degenerativer Demenz bewährt, so Gertz.

Frühe, konsequente Therapie ist bei M. Alzheimer wichtig

Wie bei Alzheimer-Patienten sei dabei eine frühe, konsequente Behandlung wichtig. Denn nach sechs Monaten einer Placebo-Behandlung sei der Therapieeffekt durch Galantamin nicht mehr aufholbar.

Mittlerweile lägen auch Daten aus einer Studie mit Alzheimer-Kranken mit höchstens zwölf Punkten im Mini-Mental-Status-Test vor, wonach Galantamin auch bei fortgeschrittener Alzheimer-Demenz wirkt. Und eine Langzeitstudie bei Alzheimer-Kranken habe die Wirksamkeit von Galantamin über einen Zeitraum von 48 Monaten belegt.

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