Alzheimer-Bericht zeigt

Weltweit immer mehr Demenzkranke

Der medizinische Fortschritt beschert der Menschheit längere Lebenszeiten, aber auch ein großes Problem: Demenz. Die Zahl der Betroffenen steigt dramatisch, wie der Welt-Alzheimer-Bericht zeigt.

Veröffentlicht:

LONDON. Die Volkskrankheit Demenz breitet sich dramatisch aus und verschlingt enorme Summen. Schon heute erkrankt daran alle 3,2 Sekunden irgendwo auf der Erde ein Mensch.

Die Zahl der Betroffenen werde sich bis zum Jahr 2050 fast verdreifachen, teilten Wissenschaftler am Dienstag in London bei der Vorstellung des Welt-Alzheimer-Berichtes 2015 mit. Sie riefen Regierung und Arbeitgeber auf, auch mehr in die Vorbeugung zu investieren.

Derzeit leben weltweit 46,8 Millionen Menschen mit einer Demenzerkrankung. 2030 werden es 74,1 Millionen sein, 2050 schon 131,5 Millionen - rund 60 Prozent in ärmeren Ländern.

Kosten von jährlich 818 Milliarden Dollar

Experten beziffern die gesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen Kosten auf jährlich 818 Milliarden US-Dollar (etwa 711 Milliarden Euro). In drei Jahren werde die Grenze zu einer Billion überschritten.

Der Bericht der Organisation Alzheimer Disease International (ADI) wurde maßgeblich von Forschern des Londoner King's College verfasst.

ADI-Chef Marc Wortmann erklärte, die Regierungen in aller Welt seien aufgerufen, den Menschen mit Demenz bessere Lebensbedingungen bereitzustellen.

"Die steigenden Kosten von Demenz werden eine ernsthafte Herausforderung für die Gesundheits- und Sozialsystem in aller Welt darstellen", sagte er.

Die Kosten steigen den Wissenschaftlern zufolge viel schneller als die Zahl der Betroffenen. "Wir glauben jetzt, dass wir das derzeitige und künftige Ausmaß der Krankheit in unserem Welt-Alzheimer-Bericht im Jahr 2009 um 12 bis 13 Prozent unterschätzt haben", sagte Mitautor Martin Prince vom King's College.

In Deutschland 1,5 Millionen Betroffene

Deutschlandweit gibt es derzeit rund 1,5 Millionen Menschen mit Demenzerkrankungen, die meisten haben Alzheimer.

Demenz ist ein Sammelbegriff für viele Krankheiten, die in der Regel bei älteren Menschen auftreten.

Gemeinsam ist ihnen der fortschreitende Untergang von Nervenzellen im Gehirn. Geistige Fähigkeiten, Sprache und Motorik lassen nach, die Betroffenen können den Alltag bald nicht mehr bewältigen. Die Ursachen sind noch weitgehend unbekannt. (dpa)

Mehr zum Thema

NHANES-Analyse

Bei Hörminderung: Hörgeräteträger leben länger

Weniger Rezidive

Hustenstiller lindert Agitation bei Alzheimer

US-amerikanischer Neurologen-Kongress

Neue Daten zu Lecanemab: Frühe Alzheimer-Therapie lohnt sich

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen