"Die Diabetes-Kranken werden zunehmend jünger"

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:

BERLIN. Der junge Mann ist verstört. "Ich, Diabetes-gefährdet?" Er ist keine 20 Jahre alt. Zufällig kam er am "Changing-Diabetes-Bus" vorbei, der zwei Tage lang in Berlin steht. Er hat seinen Blutzucker messen lassen. Jetzt macht er sich Sorgen.

Der deutsche Vertreter der International Diabetes Federation (IDF), Privatdozent Thomas Kunt, ist dagegen nicht überrascht. "Schon seit langem werden die Betroffenen immer jünger", sagte Kunt in Berlin.

Es ist Dienstag Mittag. Die Untersuchungsstationen um den Bus sind gut besucht. Viele Touristen nutzen die kostenlosen Gesundheitschecks und beteiligen sich mit ihrer Unterschrift an der Aktion "UNite for Diabetes" der IDF. Die Kampagne soll die UNO dazu bewegen, eine Resolution zur Eindämmung von Diabetes zu verabschieden.

"Es ist eine heimliche Seuche", sagt Kunt. "Erstmals müssen wir mit einer Abnahme der Lebenserwartung rechnen". Derzeit gibt es weltweit 230 Millionen Diabetiker. In 20 Jahren werden es laut WHO-Schätzungen bereits 350 Millionen sein. Grund dafür ist die Ausbreitung von Diabetes in Asien. Die Attraktivität westlicher Moden bahnen dem Diabetes in den Schwellen- und Entwicklungsländern den Weg. Die Umstellung von einer an sich gesunden Ernährung mit Reis und Gemüse auf Burger und Pommes führt in Asien zu einer verblüffenden Entwicklung.

"In Europa und den USA gilt ein Body Mass Index (BMI) von 25 bis 27 als Risikofaktor für Diabetes", sagt Kunt. In Asien und Afrika bekommen schon Menschen mit einem BMI von 22 vermehrt Diabetes. Zudem haben immer mehr Kinder einen Typ-2-Diabetes, der durch Bewegung und gesündere Ernährung vermieden werden könnte. Um darauf aufmerksam zu machen, rollt der vom Unternehmen Novo Nordisk bereitgestellte Bus 15 Monate lang durch Europa, Asien, Afrika und Nordamerika.

Rund um den Bus wirken Dr. Klaus Gerlach und sein Team. Der Mediziner und Diplom-Sportlehrer ist Mannschaftsarzt des Fußball-Bundesligisten FSV Mainz 05. Über 300 Menschen haben am Dienstag ihren Blutzucker messen lassen. Sechs Patienten hatten erhöhte Werte. Bei der Körperfettmessung wird eine junge Frau vorstellig. 103 Kilogramm bringt sie auf die Waage. Die bioelektrische Impedanzanalyse ergibt: 21 Kilogramm davon sind reines Fett.

Die nächste Station des Busses ist Kassel: Am 23. September von 10 bis 16 Uhr beim Deutschen Diabetiker Tag, Stadthalle Kassel

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