Blutzuckermessung

Auf den Tropfen kommt es an

Viele Diabetiker messen ihren Blutzucker selbst, oft sogar mehrmals am Tag. Einige Patienten sind aber verunsichert: Ist der erste Tropfen Blut für die Messung "sauber" genug?

Veröffentlicht:
Zum Zuckermessen ist auch weiterhin Blut nötig; unblutige Messtechniken sind in naher Zukunft nicht in Sicht.

Zum Zuckermessen ist auch weiterhin Blut nötig; unblutige Messtechniken sind in naher Zukunft nicht in Sicht.

© stefanolunardi / shutterstock.com

BERLIN. Wer sich die Hände vor dem Stechen mit Wasser und Seife wäscht und gut abtrocknet, erhält mit dem ersten Tropfen Blut sogar noch etwas genauere Blutzucker-Messwerte als mit dem zweiten Tropfen, berichtet Professor Andreas Fritsche aus Tübingen.

Eine Studie zeigt: Der zweite Tropfen sollte nur genommen werden, wenn der Finger verschmutzt ist und es keine Möglichkeit gibt, sich die Hände zu waschen (Diab Care 2011; e 34: 556).

Die Verwendung von Desinfektionsmitteln ist nicht nötig, so der Pressesprecher der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). Es hilft, unmittelbar vor Blutentnahme, Arm oder Hand kurz auszuschütteln oder den Finger leicht zu massieren.

Das regt die Durchblutung an und erhöht die Chancen auf eine erfolgreiche Blutprobe, so die DDG in einer Mitteilung. Man müsse dann nicht so tief stechen. Extreme Kälte oder Hitze sollten Patienten bei der Blutentnahme möglichst meiden (J Diabetes Sci Technol 2011, 5: 966).

Wo sollte man stechen? Kleiner Finger, Mittel- und Ringfinger eignen sich am besten, denn sie werden im Alltag nicht so häufig gebraucht wie Zeigefinger oder Daumen.

Schmerzfreie Stechhilfen sind teuer

Viele Diabetespatienten nutzen zum Stechen die vordere Fingerkuppe - dabei bieten sich die Seitenflächen der Fingerkuppe viel eher an. "Denn dort ist die Zahl der Nervenenden geringer, wodurch das Stechen weniger schmerzt", sagt Fritsche.

Gleichzeitig sind die Gefäße dort dichter, die Blutversorgung damit besser. Um den Blutstropfen zu gewinnen, sicherheitshalber nur leicht drücken.

Ob zu festes Drücken den Blutzuckerwert durch Gewebewasser verfälschen kann, ist wissenschaftlich derzeit noch ungeklärt.

Wer Schmerzen vermeiden will, sollte zudem die Lanzette in der Stechhilfe am besten nur einmal verwenden. Grund: Die Lanzette wird beim Einstechen stumpf und verletzt die Haut bei mehrmaligem Gebrauch zusätzlich, was den Schmerz verstärkt.

Auch birgt eine benutzte Lanzette die Gefahr einer Infektion. Nach der Blutentnahme ist es wichtig, den Finger zu reinigen und den benutzten Teststreifen zu entsorgen.

Moderne Messgeräte benötigen heute nur noch 0,3 Mikroliter Blut für eine Glukose-Messung. Zum Vergleich: In den achtziger Jahren waren noch 20 bis 30 Mikroliter notwendig. "Eine Reduktion um den Faktor 100", betont Professor Lutz Heinemann, Vorsitzender der DDG-Arbeitsgemeinschaft Diabetologische Technologie.

Bisher sei es jedoch noch nicht gelungen, Geräte zu entwickeln, mit denen das Stechen in absehbarer Zeit durch eine unblutige Technik ersetzt werden kann.

"Technisch ist es allerdings heute schon möglich, praktisch schmerzfreie Stechhilfen herzustellen, die jedoch teuer sind", erklärt Heinemann. "Das würde die Lebensqualität der Menschen mit Diabetes deutlich verbessern." (eb)

Schlagworte:
Mehr zum Thema

Springer Verlag

Ratgeber für Menschen mit Polyneuropathie

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen