Rotwein

Der Blutdruck mag es alkoholfrei

Alkoholfreier Rotwein findet bei echten Weingenießern meist wenig Anklang. Bei Menschen mit Bluthochdruck könnte der nicht berauschende Rebensaft wegen einer willkommenen Wirkung dagegen auf mehr Zuspruch stoßen.

Veröffentlicht:
Santé: Ohne Alkohol freut es den Blutdruck.

Santé: Ohne Alkohol freut es den Blutdruck.

© Monkey Business / fotolia.com

BARCELONA (ob). Entzug von Alkohol mag dem Rotwein zwar auch Geschmack entziehen.

Eine Wirkung geht aber nicht verloren, sondern kommt anscheinend erst richtig zur Geltung: Alkoholfreier Rotwein senkt den Blutdruck in moderatem Maß, normaler Rotwein schafft das nicht.

Zu diesem Ergebnis kommt jedenfalls eine Gruppe spanischer Forscher um Dr. Ramon Estruch aus Barcelona in einer Studie, die jetzt im Kardiologen-Fachblatt "Circulation Research" publiziert worden ist (Circ Res 2012; online 6. September).

Beteiligt daran waren 67 kardiovaskulär stark gefährdete Männer mit Diabetes oder mindestens drei Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Sie hatten im Cross-over-Verfahren drei jeweils vierwöchige "Trinkphasen" zu absolvieren.

Ihnen wurde auferlegt, in diesen Perioden zusätzlich zu einer einheitlichen Diät täglich entweder 100 ml Gin (30 g Alkohol) oder 272 ml Rotwein (ebenfalls 30 g Alkohol) oder die gleiche Menge an alkoholfreien Rotwein zu konsumieren.

Wirkung durch die Phenole

Nach jeder Testphase wurden unter anderem der Blutdruck und die Konzentration des gefäßerweiternden Gases Stickstoffmonoxid (NO) im Blut gemessen.

Ergebnis: Am Ende der Periode, in der alkoholfreier Rotwein auf dem Plan stand, stellten die Untersucher bei den Probanden eine Abnahme der systolischen und diastolischen Blutdruckwerte um durchschnittlich 5,8/2,3 mmHg fest.

Diese Veränderung korrelierte mit einem Anstieg der NO-Plasmakonzentration.

Nach vier Wochen täglichen Konsums von Rotwein tendierten die Blutdruckwerte zwar in die gleiche Richtung, jedoch erwiesen sich die Veränderungen (-2,3/-1,0 mmHg) als nur marginal und nicht signifikant.

Hochprozentiges in Form von Gin hatte keinen nennenswerten Effekt auf den Blutdruck.

Die Studienautoren schließen aus diesen Ergebnissen, dass die in Rotwein enthaltenen Polyphenole, nicht aber der darin ebenfalls enthaltene Alkohol, die Blutdrucksenkung und den NO-Anstieg im Blut bewirken.

Alkohol scheint dabei eher der Spielverderber zu sein, der die günstigen Wirkungen der Polyphenole partiell antagonisiert und abschwächt.

Mehr zum Thema

Weniger Herzerkrankungen seit 2017

Zahlen bei KHK sind rückläufig

I-STAND-Intervention

Weniger Sitzen senkt Blutdruck bei Älteren

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen