Nur jeder vierte Patient mit Hepatitis-C-Infektion ist erkannt

WIESBADEN (nsi). Hausärzte haben bei der Diagnose der Hepatitis C eine Schlüsselrolle. Sie sollten bei unspezifischen Symptomen wie Müdigkeit, Leistungsabfall, diffusen Oberbauchbeschwerden, Arthritiden oder Impotenz auch an die Möglichkeit einer Virushepatitis denken und eine Bestimmung der Transaminasen veranlassen.

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Selbst wenn deren Werte im Normbereich liegen: es kann trotzdem eine Hepatitis-C-Infektion vorliegen. "Findet sich keine andere Ursache für die Beschwerden, zum Beispiel eine Schilddrüsenerkrankung oder eine rheumatische Erkrankung, sollte trotz normaler Glutamat-Pyruvat-Transaminase-Werte ein Test auf HCV-Antikörper gemacht werden", sagte der Internist Dr. Frank Ackermann aus Greiz in Thüringen beim Internisten-Kongreß in Wiesbaden. Bei jedem dritten chronisch HCV-Infizierten seien die GPT-Konzentrationen normal.

Statistisch hat jeder Hausarzt in Deutschland zehn Hepatitis-C-Patienten in seiner Praxis - meist ohne es zu wissen. Nur bei 25 Prozent der HCV-Infizierten ist die Infektion bekannt, hieß es bei einer von dem Unternehmen Hoffmann-La Roche unterstützten Veranstaltung.

Weniger als fünf Prozent erhalten eine Therapie, obwohl die Heilungschancen durch eine Kombinationstherapie mit Interferon alfa - das Unternehmen bietet hier pegyliertes Interferon alfa-2a als Pegasys® an - und Ribavirin (vom Unternehmen als Copegus®), je nach Genotyp, zwischen fünfzig und neunzig Prozent liegen.

Eine Umfrage unter 1692 Allgemeinärzten habe ergeben, daß ein Drittel in 2003 keinen HCV-Test veranlaßt hatte und weitere dreißig Prozent zwischen einem und fünf Tests im ganzen Jahr. "Das ist klar zu wenig", sagte Ackermann und wies darauf hin, daß Laborleistungen zur Abklärung auf meldepflichtige Erkrankungen wie Hepatitis C unter die Befreiungsziffer 32006 fielen und das Budget nicht belasteten.

Bei erhöhter GPT könnten zwei Drittel aller in Frage kommenden Lebererkrankungen festgestellt oder ausgeschlossen werden durch drei Tests: auf HCV, auf Hepatitis B und auf Hämochromatose durch Messung der Transferrinsättigung.

Direkt auf HCV würde Ackermann Patienten mit unspezifischen Beschwerden und erhöhten Risiken testen lassen: bei Bluttransfusionen vor 1991, bei Dialyse, Tattoos oder Piercings, bei i.v. Drogengebrauch und Herkunft aus Endemiegebieten wie der ehemaligen Sowjetunion, Türkei, Rumänien, Asien und Afrika.

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