Antikörper wirkt bei platinresistenten Kopf-Hals-Tumoren

ESSEN (grue). Für Patienten mit fortgeschrittenen Kopf-Hals-Tumoren gibt es bisher keine wirksame Behandlung, wenn eine platinbasierte Chemotherapie ausgeschöpft ist. Das wird sich mit der erweiterten Zulassung des monoklonalen Antikörpers Cetuximab ändern.

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Das Unternehmen Merck KGaA hat für die EU und die Schweiz die Indikationserweiterung für den monoklonalen Antikörper Cetuximab (Erbitux®) zur Behandlung von Patienten mit Plattenepithelkarzinomen des Kopfes und Halses (SCCHN) beantragt. Die Indikation betrifft zwei Anwendungen: Cetuximab zusammen mit Strahlentherapie bei Patienten mit lokal fortgeschrittenen SCCHN sowie Cetuximab allein bei Patienten mit platinresistenten SCCHN in rezidivierten oder metastasierten Stadien.

Für letztere gibt es nach Angaben von Professor Hansjochen Wilke aus Essen keine akzeptierte Standardtherapie, da mit oder ohne Chemotherapeutika die mittlere Lebenserwartung bei nur noch 3,4 Monaten liege. "Mit dem Antikörper können wir erstmals auch für diese Patienten wirklich etwas tun", sagte Wilke bei einer Veranstaltung des Unternehmens.

Gestützt wird diese Aussage durch die Daten von drei prospektiven Cetuximab-Studien mit Patienten, bei denen sich die Kopf-Hals-Tumoren während einer platinhaltigen Therapie weiter ausgedehnt hatten. Sie wurden entweder mit Cetuximab allein oder in Kombination mit Platin (Cis- oder Carboplatin) behandelt. Durch diese Zweitlinientherapien bildeten sich die Tumoren bei bis zu 13 Prozent der Patienten teilweise oder ganz zurück, verglichen mit einer retrospektiv ermittelten Ansprechrate von drei Prozent bei verschiedenen anderen Therapien.

"Von der Cetuximab-haltigen Therapie profitierte jeder zweite Patient durch Tumorrückbildung oder zumindest Krankheitsstabilisierung", sagte Wilke. Die verbleibende Lebenszeit betrage median fünf bis sechs Monate, das sei etwa so viel, wie mit einer platinhaltigen Erstlinientherapie zu erreichen sei. Dabei war der Antikörper als Monotherapie ebenso wirksam, aber etwas besser verträglich als in Kombination.

Akne-ähnliche Hautreaktionen kommen bei der Antikörper-Therapie nach Angaben des Essener Onkologen bei bis zu 80 Prozent der Patienten vor. Je schwerer sie ausfallen, desto besser ist die Prognose der Patienten. "Cetuximab ist eine vielversprechende neue Option bei therapierefraktären Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren", faßte Wilke zusammen. Der Antikörper könnte vielleicht auch die platinbasierte Erstlinientherapie aufwerten. In einer Phase-III-Studie mit dem Akronym EXTREME wird dieses Therapiekonzept bereits bei Patienten mit rezidivierten oder metastasierten SCCHN geprüft.

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