Jüngste NET-Studien sind erst der Anfang

Bei fortgeschrittenenneuroendokrinen Tumoren (NET) könnte durch gezielte Arzneitherapien und Fortschritte bei der Radiorezeptortherapie ein neues Zeitalter beginnen.

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BERLIN (gvg). Im Zusammenhang mit den Fortschritten in der Therapie warnt Professor Bertram Wiedenmann von der Charité Berlin aber vor voreiligem Enthusiasmus.

So gebe es zur Radiorezeptortherapie weiterhin nur fast monozentrisch erhobene, retrospektive Daten, die ein unterschiedliches Ansprechen und eine erhebliche Toxizität dieses Therapieverfahrens zeigten.

"Myelotoxizität und Nephrotoxizität liegen teilweise im Bereich von zehn Prozent", so Wiedenmann. Die europäischen endokrinologischen Gesellschaften hätten sich aus diesen Gründen bisher nicht zu einer Empfehlung des Verfahrens in der Erstlinientherapie bei NET durchringen können, so der Experte.

Bei den gezielten medikamentösen Therapien haben mehrere große, randomisiert-kontrollierte Studien für Aufmerksamkeit gesorgt, bei denen die mittlerweile für diese Indikation zugelassenen Wirkstoffe Sunitinib und Everolimus bei Patienten mit fortgeschrittenem NET mit einem Primarius im Pankreas jeweils gegen Placebo untersucht wurden.

"In beiden Studien wurde das progressionsfreie Überleben signifikant verlängert. Es konnte aber kein Effekt auf die Mortalität nachgewiesen werden", sagte Wiedenmann.

Hoher Bedarf an weiteren klinischen Studien

In einer weiteren Studie wurde Everolimus bei Patienten mit Karzinoid-Syndrom in Kombination mit Octreotid-LAR gegen Placebo plus Octreotid-LAR untersucht. Auch hier war das progressionsfreie Überleben (PFS) im Verum-Arm länger.

Bei zentralem radiologischem Review sei das Signifikanzniveau allerdings verfehlt worden, so Wiedenmann. Bei radiologischem Review in der jeweiligen Einrichtung wurde es erreicht.

"Ein Problem dieser Studie dürfte gewesen sein, dass die Primärlokalisation der NET teilweise auch in der Lunge, im Kolon oder in der Leber lag", betonte der Experte. Damit sei die Vergleichbarkeit der Gruppenzumindest fraglich. Eine Nachfolgestudie untersucht jetzt explizit Patienten mit Karzinoid und einem Primarius im Pankreas.

Insgesamt sei der Bedarf an weiteren klinischen Studien bei NET-Patienten hoch, betonte Wiedenmann in Berlin. Was derzeit noch völlig fehle, seien Vergleichsstudien mit dem von vielen als Therapiestandard angesehenen Chemotherapeutikum Streptozotocin.

Auch Vergleichsstudien mit dem unter anderem bei Glioblastomen angewandten Temozolomid hält Wiedenmann für sinnvoll. "Mit Chemotherapien können wir bei diesen Tumoren teilweise eine Resektabilität erreichen, das dürfen wir nicht vergessen", so der Experte.

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