Günstiges Ergebnis für Chemotherapie bei Lungenkrebs

LEIPZIG (mop). Zweifel am Nutzen einer adjuvanten Chemotherapie bei Patienten mit komplett reseziertem nicht-kleinzelligen Bronchial-Ca (NSCLC) werden durch die Ergebnisse zweier Multicenterstudien endgültig ausgeräumt, sagt Professor Timothy Winton aus Alberta in Kanada. In den Studien ist mit Substanzen der dritten Generation das rezidivfreie und das Gesamtüberleben signifikant verlängert worden.

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Nur etwa die Hälfte aller Patienten in frühen Stadien eines NSCLC werden durch eine alleinige Op geheilt. Mikrometastasen sind der Grund, warum es oft zu Rezidiven kommt. Darauf wies Winton bei einer vom Unternehmen Pierre Fabre unterstützten Fortbildungsveranstaltung des Städtischen Klinikums St. Georg in Leipzig hin. Eine adjuvante systemische Therapie stand aber lange Zeit wegen der inakzeptablen Nutzen-Risiko-Relation nicht zur Debatte.

Das habe sich mit den Ergebnissen der Studie des National Cancer Institute of Canada (NCI-C) geändert, so Winton, einer der Leiter dieser Studie. Denn die Patienten, die postoperativ adjuvant mit einer Chemotherapie behandelt wurden, hatten dadurch einen Gesamtüberlebensvorteil von 15 Prozent.

Operation plus Chemotherapie bringt Überlebensvorteil

An der Untersuchung nahmen 482 Patienten mit NSCLC in den Stadien IB oder II teil. Sie wurden entweder nur operiert oder nach der Op 16 Wochen lang mit Cisplatin und Vinorelbin (Navelbine®) behandelt. Die Patienten erhielten gegen unerwünschte Wirkungen Ondansetron.

Die Fünfjahres-Gesamtüberlebensrate - der primäre Endpunkt - betrug in der Chemotherapie-Gruppe 69 Prozent, bei alleiniger Operation 54 Prozent, die mittlere Überlebenszeit 94 oder 73 Monate. Nach fünf Jahren waren 61 Prozent der Patienten in der Chemotherapie-Gruppe rezidivfrei verglichen mit 48 Prozent der nur Operierten. Alle Unterschiede waren signifikant.

Chemotherapie mindert die Lebensqualität nicht auf Dauer

Wie zu erwarten, gab es unerwünschte Effekte, schwere Formen seien aber sehr selten gewesen, so Winton. Eine Evaluation der Lebensqualität der meist weiter berufstätigen Patienten ergab, daß sie weniger leistungsfähig waren, daß sich die Leistungsfähigkeit aber nach etwa drei Monaten nicht mehr von derjenigen der nur Operierten unterschied.

Zu einem ähnlich guten Ergebnis kam die US-Studie CALGB 9633 bei 344 Patienten mit NSCLC im Stadium IB und II mit einem Vier-Jahres-Überlebensvorteil für die Chemotherapie-Gruppe von zwölf Prozent. "Diesen Patienten sollte eine adjuvante Chemotherapie nicht mehr vorenthalten werden", so Winton.

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