Lungenkrebs

Rauchstopp erhöht Überlebenschance enorm

Mit dem Rauchen aufzuhören hilft selbst langjährigen, starken Rauchern. Kommt dann noch ein LD CT-Screening hinzu, erhöht dies die Überlebenschance scheinbar stark.

Von Friederike Klein Veröffentlicht:
Rauchstopp erhöht Überlebenschance enorm

© Maurizio Milanesio / fotolia.com

Wenn das Lungenkrebs-Screening in Deutschland kommt, sollte die intensive Beratung zum Rauchstopp integraler Bestandteil des Screenings sein, fordert Professor Stefan Andreas. Tabakentwöhnung sei einfach, wirksam und ohne Risiko, betonte der Chefarzt der Lungenfachklinik Immenhausen bei einer Veranstaltung in Mannheim.

Wie wirksam, das hat ausgerechnet eine Studie gezeigt, in der primär die Effektivität eines bildgebenden Lungenkrebs-Screenings geprüft wurde. Gemeint ist die Studie NLST(National Lung Screening Trial), in der sich die Studienteilnehmer drei Screening-Untersuchungen mit LD CT in jährlichen Abständen unterzogen (Am J Respir Crit Care Med 2016; 193: 534). Die Probanden waren zwischen 55 und 74 Jahre alt und wiesen einen Tabakkonsum von 30 Packungsjahren auf. 26.073 von insgesamt 50.263 Teilnehmern hatten innerhalb der letzten 15 Jahre vor Studienbeginn den Rauchstopp geschafft.

Optimal: Rauchstopp plus LD CT-Screening

Die Autoren der NLST-Studie haben berechnet, dass für Personen, die sieben Jahre lang aufs Rauchen verzichteten, das Risiko für einen Tod infolge von Lungenkrebs 20 Prozent geringer war als das von Personen, die weiter rauchten. Diese Risiko-Reduktion entspricht der Risiko-Reduktion, die mit LD CT-Screening erreicht werden kann. Und: Das Risiko lässt sich noch weiter senken, wenn Rauchstopp und LD CT-Screening kombiniert werden.

Mit dieser Reduktion der Mortalität sei das Lungenkrebs-Screening von Hochrisikopatienten anderen derzeit kontrovers diskutierten Krebs-Früherkennungsuntersuchungen einen wichtigen Schritt voraus, die diesen Beweis noch erbringen müssen, betonte Professor Hans-Ulrich Kauczor, Ärztlicher Direktor der Radiologischen Universitätsklinik Heidelberg. Zumal auch die Gesamtsterblichkeit durch LD CT-Screening und nachfolgende Interventionen bei Positivbefunden nach einer im Jahr 2011 veröffentlichten Studie um 6,7 Prozent im Vergleich zu Röntgenuntersuchungen habe gesenkt werden können (N Engl J Med 2011; 365: 395).

Viele falsch-positiv Befunde bei LD CT

Eben diese Studie aus dem Jahr 2011 weist aber auch wieder einmal auf ein Problem eines Lungenkrebs-Screenings mit LD CT hin: Der Preis für die Reduktion der Lungenkrebs- und Gesamtmortalität ist hoch: 96,4 Prozent der LD CT-Positivbefunde in der Studie aus 2011 stellten sich als falsch-positiv heraus. Folge waren viele unnötige diagnostische Interventionen und auch Komplikationen.

Das ist auch ein Grund, warum das Lungenkrebs-Screening mit LD CT in Deutschland noch nicht implementiert ist. Die bessere Eingrenzung der Screeningpopulation mit Berücksichtigung weiterer Risikofaktoren und eine engere Definition der Positivbefunde soll helfen.

Welcher Herd muss wie abgeklärt werden?

In der NLST-Studie war jeder verkalkte Herd mit einem Durchmesser von 4 mm und mehr als positiver Befund definiert worden. Rundherde mit einem Durchmesser von 4 mm seien aber überwiegend nicht maligne, so Kauczor. Entsprechend diskutiert auch die Europäische Atemwegsgesellschaft (European Respiratory Society) in ihrem Weißbuch genauer, welche Herde wie abgeklärt werden müssen (Eur Radiol 2015; 25: 2519).

So entspricht in einigen europäischen Studien erst ein Herd von 10 mm Durchmesser und mehr einem Positivbefund, Patienten mit Herden von 5 bis 10 mm Durchmesser sollen frühzeitig erneut untersucht werden, um die Größenentwicklung beurteilen zu können. Die Ergebnisse dieser Studien werden dringend erwartet.

Risikoreduzierung um fast 40% bei beiden Maßnahmen

Die Ergebnisse der NLST-Studie weisen aber deutlich darauf hin, dass ein LD CT-Screening immer von einer Raucherentwöhnung begleitet sein sollte. Die Kombination von 15 Jahre Rauchabstinenz plus LD CT-Screening ergab einen quasi additiven Effekt: Das Risiko, an Lungenkrebs zu sterben, reduzierte sich so um 38 Prozent.

Die Kombination von LD CT-Screening plus Rauchstopp setzt allerdings auch entsprechende Ressourcen voraus. So räumte Andreas in Mannheim ein, dass derzeit die entsprechende Infrastruktur einer über die Beratung zum Rauchstopp hinausgehende Raucherentwöhnung nur in wenigen Lungenkrebszentren vorhanden ist. Das habe auch mit der Refinanzierung zu tun. Es könne aber sein, dass im Jahr 2018 eine Berücksichtigung der stationären Tabakentwöhnung im Operationen- und Prozedurenschlüssel (OPS) kommen werde und damit die finanziellen Anreize dafür geschaffen werden.

Richtig ist zudem, Rauchern auch bei negativem Screeningergebnis klarzumachen, dass dies kein Freibrief fürs Weiterrauchen ist. Wer aufhört, reduziert mit den Jahren sein Mortalitätsrisiko, wer weitermacht, steigert es weiter: In der NLST-Studie stieg die Gesamtmortalität pro zusätzlichem Raucherjahr um weitere drei Prozent, die Lungenkrebssterblichkeit um sechs Prozent.

Immer-noch-Raucher hatten in der NLST-Studie eine mehr als zweifach erhöhte Lungenkrebs-Sterblichkeit und eine um den Faktor 1,8 erhöhte Gesamtsterblichkeit im Vergleich zu Exrauchern - unabhängig davon, ob sie am Screening teilgenommen hatten oder nicht.

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