Darmkrebs

Tumorresektion auch bei "unheilbar" Kranken?

Bei Darmkrebspatienten in fortgeschrittenen Stadien dient die Resektion des Primärtumors offenbar nicht nur palliativen Zwecken. In einer kanadischen Studie hatten die Patienten durch den Eingriff auch einen deutlichen Überlebensvorteil.

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SASKATOON. Zu einer chirurgischen Entfernung des Primärtumors im Darm rät man Patienten mit metastasiertem kolorektalem Karzinom (KRK) in der Regel nur dann, wenn Probleme wie Obstipation, Perforation oder Blutungen bestehen, die sich durch den Eingriff beheben lassen.

Von der Tumorresektion profitieren die Patienten jedoch offenbar nicht nur in palliativer Hinsicht. Wie ein Autorenteam aus Kanada berichtet, verlängert der Eingriff vermutlich auch das Überleben (Cancer 2013; online 12. November).

Die Forscher um Dr. Shahid Ahmed vom Saskatoon Cancer Center konnten dies an einer Kohorte von 1378 Patienten mit einem KRK im Stadium IV zeigen.

Die Teilnehmer waren im Schnitt 70 Jahre alt, etwa 30 Prozent hatten ein rektosigmoidales oder rektales Karzinom, bei 14,3 Prozent war der Tumor muzinös. In knapp 40 Prozent der Fälle machte der Tumor Beschwerden; dabei handelte es sich in erster Linie um Symptome einer Obstruktion.

Operation verbesserte die Überlebenschancen

Bei 944 Patienten wurde der Primärtumor chirurgisch entfernt. In dieser Gruppe betrug die durchschnittliche Überlebenszeit nach Diagnose 10,6 Monate - ein deutlicher Vorteil gegenüber den nicht operierten Patienten, die im Schnitt nur drei Monate überlebten.

Die 30-Tage-Mortalität in der Op-Gruppe lag bei 6,6 Prozent. Wer sich zusätzlich einer Chemotherapie auf 5-Fluorouracil-Basis unterzog, lebte durchschnittlich noch 18,3 Monate (gegenüber 8,4 Monate mit einer Chemotherapie allein).

Patienten, die Chemotherapeutika der zweiten Generation - Cetuximab oder Panitumumab und/oder Oxaliplatin oder Irinotecan - erhalten hatten, überlebten im Durchschnitt 24,6 Monate, wenn sie vorher operiert worden waren, dagegen nur 11 Monate, wenn dies nicht der Fall war.

Etwa 60 Prozent der Patienten hatten bei Diagnosestellung noch keine oder nur minimale Beschwerden. Selbst hier machte sich der Nutzen der Tumorresektion bemerkbar: Die Lebenserwartung lag in dieser Subgruppe bei 8,4 Monaten, wenn die Behandlung sich auf die Chemotherapie beschränkte; sie stieg auf 18,3 Monate, wenn zusätzlich der Primärtumor entfernt wurde.

Primärtumor sezerniert möglicherweise Zytokine

Wie Ahmed und Kollegen berichten, profitierten insgesamt vor allem jüngere Patienten (, 65) mit einem relativ guten Performance-Status von der operativen Tumorentfernung, ebenso Patienten, die wegen ihrer fortschreitenden Erkrankung eine Second-line-Therapie (Oxaliplatin oder Irinotecan mit oder ohne Biologika) erhalten hatten oder bei denen der Tumor nur an einen Ort gestreut hatte.

Alles in allem, so die Autoren, verbesserte der chirurgische Eingriff die Überlebenschancen im Beobachtungszeitraum fast im selben Maße wie eine Chemotherapie, nämlich um 51 Prozent. Dies galt auch dann, wenn man Einflussfaktoren wie Alter, ECOG-Status, Begleiterkrankungen, Chemotherapie, Metastasektomie und Krankheitslast herausrechnete.

Darüber, was die Tumorresektion konkret bewirkt, lässt sich den Autoren zufolge nur spekulieren. Möglicherweise sezerniert der Primärtumor Zytokine, die das Tumorwachstum fördern und das Ansprechen auf zytotoxische Substanzen beeinträchtigen.

Bei Entfernung der Geschwulst, so die Forscher, würden diese Vorgänge unterbunden. Außerdem verhindere die Op wohl in vielen Fällen lokale Komplikationen. (EO)

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