Weniger Anfälle bei Antikonvulsiva-Therapie mit Pregabalin

PARIS (awa). Die Hälfte der Patienten mit Therapie-refraktärer fokaler Epilepsie spricht auf das Antiepileptikum Pregabalin an, wenn die Substanz zusätzlich zu einer bereits bestehenden Monotherapie gegeben wird. Der Effekt einer Add-on-Therapie scheint sich zu addieren, wenn die beiden Kombinationspartner unterschiedliche Wirkmechanismen haben.

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Welche Strategie die wirksamere ist, wenn Monotherapien versagen, konnte in älteren Vergleichsstudien nicht geklärt werden, da diese oft zu wenige Patienten hatten.

Die Zulassungsstudien der neuen Antiepileptika hätten jedoch eindeutig ergeben, daß bei Nichtansprechen auf eine Monotherapie die zusätzliche Gabe eines zweiten Antiepileptikums die Rate der Anfälle senken kann. Darauf wies Professor Torbjörn Tomson aus Stockholm auf dem internationalen Epilepsiekongreß in Paris hin.

So verringern täglich 600 mg Pregabalin (Lyrica®) zusätzlich zu einer bestehenden Monotherapie die Rate der Anfälle bei 51 Prozent der Patienten mit primär fokaler Epilepsie um mindestens die Hälfte.

Bei der Auswahl eines Add-on-Medikaments komme es auch auf den Wirkmechanismus der Substanz an, denn eine Kombinationstherapie aus zwei Medikamenten mit verschiedenen Wirkmechanismen scheine besser zu wirken, so Tomson. Dies habe eine Analyse der Daten von 899 Patienten mit Therapie-refraktärer fokaler Epilepsie aus Studien ergeben, in denen die Patienten täglich 600 mg Pregabalin und mindestens ein weiteres anti-epileptisches Medikament erhielten, berichtete Tomson auf einem Symposium von Pfizer.

Pregabalin bindet selektiv an die Alfa-2-delta-Untereinheit spannungsabhängiger Kalzium-Kanäle und reguliert so den Kalzium-Einstrom in die Nervenzelle. Werde diese Substanz mit Antiepileptika kombiniert, die Natriumkanäle blockieren, auf den GABA-Metabolismus oder multimodal wirken, scheinen sich die Effekte zu addieren und synergistisch zu wirken, so Tomson.

Ein weiterer Vorteil von Pregabalin sei, daß es mit anderen Antiepileptika und Begleitmedikamenten keine relevanten Wechselwirkungen eingeht und gut vertragen wird. Die am häufigsten berichteten Nebenwirkungen waren Benommenheit, Schläfrigkeit, Ataxie, Asthenie und Gewichtszunahme.

Für Professor Emilio Perucca aus Pavia in Italien ist eine sequentielle Monotherapie bei Patienten angezeigt, wenn sie wegen spezifischer unerwünschter Wirkungen die Therapie beenden müssen. Eine frühe Kombitherapie sei dagegen gerechtfertigt, wenn sich abzeichnet, daß die Epilepsie schwer zu kontrollieren ist.

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