Bericht

Jeder dritte Arzt suchtgefährdet?

Alkohol, Tabletten, Anästhetika: Ein Fernsehbericht attestiert Deutschlands Ärzten ein Suchtproblem - oder zumindest ein erhöhtes Risiko.

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MAINZ. Jeder dritte Arzt in Deutschland könnte womöglich suchtgefährdet sein. Und immerhin zehn Prozent der hiesigen Mediziner sind es vielleicht schon, wie das ARD-Fernsehmagazin "Report Mainz" am Dienstagabend unter Berufung auf Ergebnisse einer Ärztebefragung berichtet hat.

Den Angaben des Senders zufolge sollen in der Studie zehn Prozent der befragten Ärzte angegeben haben, Alkohol oder Medikamente einzunehmen, um beruflichen Stress zu kompensieren. Weitere 20 Prozent hätten angegeben, dass dies auf die "teilweise oder überwiegend" zutrifft.

Rein rechnerisch wären somit rund 100.000 Mediziner in der Republik suchtgefährdet. Bei wie vielen Ärzten es sich um einen regelrechten Abusus oder sogar eine Substanzabhängigkeit handelt, lässt sich mit diesen Fragen freilich nicht ermitteln.

Zuletzt hatte der WIdO-Fehlzeitenreport der AOK im vergangenen Jahr Suchterkrankungen als "unterschütztes Problem der Ärzteschaft" genannt. Damals hieß es, vier bis fünf Prozent der Ärzte in Deutschland seien alkoholabhängig und zwölf Prozent würden Arzneimittel wie Benzodiazepine missbrauchen. Betäubungsmittel spielten hingegen keine Rolle.

Die jetzt von "Report Mainz" berichteten Ergebnisse basieren den Angaben zufolge auf einer anonymen Befragung unter 1287 Ärzten, die Dr. Wolfgang Hagemann von der Röher-Parkklinik in Eschweiler durchgeführt hat. Gegenüber dem Fernsehmagazin sprach der Arzt zudem von "einer deutlichen Zunahme seit den neunziger Jahren" bei der Zahl der suchtgefährdeten Ärzte.

Zudem wird offenbar zunehmend das Allgemeinanästhetikum Propofol zum ärztlichen Medikamentenabusus verwendet. Dem Bericht zufolge kommt eine unveröffentlichte Umfrage der Ruhr-Uni Bochum unter deutschen Gerichtsmedizinern zu dem Ergebnis, dass in den vergangenen fünf Jahren (sic!) bundesweit rund 80 Menschen an den Folgen einer Propofol-Intoxikation gestorben sein könnten. Der größte Teil der Toten ("vor allem") seien Ärzte. (nös)

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