WHO

Hohe Tabak-Steuern eines der effektivsten Mittel gegen Rauchen

Trotz Anti-Raucher-Politik sterben jedes Jahr mehr Menschen an den Folgen des Rauchens. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) fordert drastische Maßnahmen. Besonders effektiv: höhere Steuern.

Veröffentlicht:

MANILA. Ohne drastische Maßnahmen gegen den Tabakkonsum sterben im Jahr 2030 bereits acht Millionen Menschen an den Folgen des Rauchens. Davor hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in ihrem neuen Welt-Tabak-Bericht gewarnt.

Heute sterben jedes Jahr sechs Millionen Menschen durch Tabakkonsum - alle sechs Sekunden einer, berichtete die WHO am Dienstag in der philippinischen Hauptstadt Manila.

Das sind mehr Tote als durch HIV/Aids, Malaria und Tuberkulose zusammen. Obwohl in vielen Ländern weniger geraucht wird, steigt die Zahl der Raucher weltweit durch das Bevölkerungswachstum.

Hohe Steuern auf Tabak könnten nach WHO-Angaben Menschenleben retten. Viel zu wenig Länder nutzten diese effektive Maßnahme, um das Rauchen einzudämmen. Weltweit erheben den Angaben zufolge nur 33 der 194 WHO-Länder so hohe Steuern auf Rauchwaren, dass das Dreiviertel des Verkaufspreises ausmacht. Das ist die Höhe, die die WHO für angemessen hält.

"Die Steuern auf Tabakprodukte zu erhöhen ist eine der wirkungsvollsten und wirtschaftlichsten Methoden, den Konsum von tödlichen Produkten einzudämmen und deutliche höhere Steuereinkünfte zu erzielen", teilte WHO-Direktorin Margaret Chan mit.

Deutschland vorbildlich

Deutschland erreicht die 75-Prozent-Marke fast. Die Preiserhöhungen und die Tatsache, dass Zigaretten und Tabak seit 2009 nicht mehr an Jugendliche unter 18 verkauft werden, hätten die Raucherquote bei Jugendlichen massiv reduziert, sagt Kirsten Schotte von der WHO.

Der Anteil der Raucher bei den 12- bis 17-Jährigen hat sich nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in den letzten zehn Jahren von 23 auf 10 Prozent halbiert.

Unter den Erwachsenen raucht in Deutschland jeder vierte. Als neue Gefahr sehen viele Experten aber die E-Zigaretten oder E-Shishas.

Risikofaktor Rauchen

Die WHO zählt Rauchen zu den Risikofaktoren für die weitverbreiteten nichtansteckenden Krankheiten, darunter Krebserkrankungen, Herz- und Lungenleiden sowie Diabetes.

Daran sterben nach WHO-Angaben 16 Millionen Menschen vorzeitig, das heißt, vor ihrem 70. Lebensjahr. 80 Prozent der weltweit rund eine Milliarde Raucher leben nach WHO-Angaben in Ländern mit niedrigen oder mittleren Einkommen.

Die WHO lobte die philippinische Regierung, weil sie die Steuern auf Tabak stetig erhöht hat. Die US-Handelskammer soll nach einer Untersuchung der "New York Times" versucht haben, die Regierung davon abzubringen.

Höhere Steuern öffneten nur Schmugglern Tür und Tor, habe die Kammer an die Regierung geschrieben. Die Zeitung zeigte demnach Verflechtungen der Handelskammer mit der Tabakindustrie auf.

"Wir lassen uns nicht einschüchtern", zitierte die Zeitung den philippinischen Finanzstaatssekretär Jeremias Paul. (dpa)

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Ergänzung herkömmlicher Modelle

Kalziumscore verbessert Vorhersage stenotischer Koronarien

Lesetipps
Der papierene Organspendeausweis soll bald der Vergangenheit angehören. Denn noch im März geht das Online-Organspende-Register an den Start.

© Alexander Raths / Stock.adobe.com

Online-Organspende-Register startet

Wie Kollegen die Organspende-Beratung in den Praxisalltag integrieren