Kann Placeboeffekt Sportlern den Schmerz nehmen?

Veröffentlicht:

FRANKFURT AM MAIN (Smi). Hochleistungssportler greifen, um ihre Schmerzen zu unterdrücken, nicht selten zu Analgetika. Opiate stehen jedoch seit vielen Jahren auf der Liste der im Wettkampfsport verbotenen Präparate. In der klinischen Medizin entfalten Placebos bei Schmerzpatienten mitunter dieselbe Wirkung wie Analgetika. Ließe sich dieser Effekt auch für den Sport nutzen?

Das haben Wissenschaftler der Universität von Turin geprüft. Untersucht wurden 40 Freizeitsportler im Alter zwischen 25 und 40 Jahren, die in vier Teams gegeneinander antraten. Ihre Aufgabe: Unter Schmerzen sollten sie so lang wie möglich Hanteln drücken. Dazu wurde die Durchblutung ihres Oberarms gestaut.

In einer dreiwöchigen Vorbereitungsphase erhielten zwei der vier Teams Morphin-Injektionen, die anderen keine Medikamente. Am Tag des simulierten Wettkampfs blieb die eine Gruppe wie schon zuvor ohne jegliche Unterstützung. Die Athleten der drei anderen Gruppen erhielten dagegen je eine Injektion, bei der es sich, so wurde den Probanden suggeriert, um Morphin handelte. Tatsächlich verabreichten die Wissenschaftler jedoch Teilnehmern von zwei Gruppen eine Kochsalzlösung (Morphin und Medikamenten-frei), Sportlern der zweiten Morphin-Gruppe Naloxon, einen Opioidantagonisten.

Die Ergebnisse: Jene Gruppe, die mit Morphin trainiert, im Wettkampf aber bloß ein Placebo erhalten hatte, konnte die Belastungsgrenze um sechs Minuten herausschieben. Aber auch jene Gruppe, die im Training morphinfrei geblieben war und im Wettkampf ein Placebo gespritzt bekam, steigerte ihre Schmerztoleranz um durchschnittlich zwei Minuten. Die Gruppe mit dem Opioidantagonisten erzielte dagegen in etwa das Ergebnis, das auch die Gruppe ohne jegliche Unterstützung während der Trainings- und der Wettkampfphase erreichte ("The Journal of Neuroscience" 27, 2007, 11934).

Die Wissenschaftler stellten am Ende ihrer Studie die Frage, ob eine placebobedingte Leistungssteigerung aus ethischer Sicht vertretbar ist oder ob sie einen Dopingverstoß darstellt. Das müsse weiter diskutiert werden.

Mehr zum Thema

Bimekizumab und Upadacitinib

Zwei neue Alternativen zu TNF-Inhibitoren bei axSpA

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Beschluss des 128. Deutschen Ärztetags

Die ärztliche Weiterbildung soll schlanker werden

Lesetipps
Rheinland-Pfalz Kammerpräsident Dr. Günther Mattheis stellte am Donnerstag in Mainz die neue Musterfortbildungsordnung vor.

© Rolf Schulten

Sponsoring auf dem Prüfstand

Ärztliche Fortbildung soll unabhängiger werden