Je teurer, desto besser - auch wenn es ein Placebo ist
CHICAGO (dpa). Je teurer ein Medikament ist, desto besser beurteilen Patienten seine Wirkung - selbst wenn es ein Placebo ist. Das berichten US-Forscher. Ärzte müssten sich die Frage stellen, wie sich billigere Präparate verschreiben lassen, ohne dass die Patienten deren Wirkung infrage stellten.
Dr. Dan Ariely von der Duke Universität in Durham im US-Staat North Carolina und sein Team hatten 82 Versuchsteilnehmern leichte Elektroschocks verabreicht, um die individuelle Schmerzempfindlichkeit der Probanden zu bestimmen (JAMA 299, 2008, 1016). Dann bekamen alle Teilnehmer eine Tablette.
Die Hälfte der Gruppe erhielt zudem eine Broschüre, in dem das wirkstofflose Präparat als neu entwickeltes Schmerzmittel beschrieben und ein Preis von 2,50 US-Dollar (1,64 Euro) pro Tablette genannt wurde. Die übrigen Versuchsteilnehmer erhielten eine Broschüre, die den Preis der Tablette auf nur 10 US-Cent bezifferte.
Bei 85 Prozent der Patienten, die das vermeintlich teurere Präparat bekommen hatten, ließ das subjektive Schmerzempfinden nach der Tabletteneinnahme merklich nach. In der Gruppe mit dem billigen Präparat berichteten nur 61 Prozent, dass sich ihre Schmerzen gebessert hätten. "Der Placebo-Effekt ist eine der faszinierendsten und am wenigsten genutzten Kräfte im Universum", kommentierte Ariely das Ergebnis in einer Mitteilung der Universität.
Die Studie sei auch für die Praxis interessant: Ärzte glaubten normalerweise, dass ein Medikament deshalb besser wirke sei als ein anderes, weil es tatsächlich besser sei. Möglicherweise übertrage sich aber die eigene positive Einschätzung für ein Mittel vom Arzt auf die Patienten, meint Ariely. "Über solche feinen Wechselbeziehungen zwischen Ärzten und ihren Patienten müssen wir uns Gedanken machen."