Treuehormon

Oxytocin steigert den Placeboeffekt

Oxytocin fördert die Bindung zwischen Paaren sowie das Vertrauen in andere Menschen. Aber es kann noch mehr.

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ESSEN. Der Botenstoff Oxytocin wirkt wie ein Therapieverstärker und könnte in Zukunft bewusst dafür eingesetzt werden eine Behandlung zu verbessern. Deutliche Hinweise darauf hat erstmals eine Gruppe Wissenschaftler um Professor Ulrike Bingel aus Essen gefunden, teilt die Deutsche Gesellschaft für Neurologie mit.

Für ihr Experiment, das noch an der früheren Wirkungsstätte von Bingel in Hamburg durchgeführt wurde, bekamen 80 männliche Freiwillige nach dem Zufallsprinzip mit einem Nasenspray entweder Oxytocin oder eine unwirksame Salzlösung (JAMA 2013; 310(16): 1733-1735).

Dann tupfte ein Arzt den Probanden an zwei Stellen zwei gleichermaßen unwirksame Salben auf den Unterarm. Dazu erklärte der Arzt, dass sich an der einen Stelle ein schmerzlinderndes Mittel befände und lediglich an der anderen eine unwirksame Kontrollsalbe.

Als die Forscher die beiden Stellen mit Hitze reizten, bewerteten die Probanden den Schmerz an jener Stelle als geringer, an der man die angeblich schmerzlindernde Salbe aufgetragen hatte (im Mittel 49 gegenüber 59 von 100 Punkten auf der Visuellen Analogskala).

Die Reduktion des Schmerzes durch den Placebo-Effekt fiel unter Oxytocin (12 Punkte) deutlich stärker aus als bei dem Nasenspray mit der Salzlösung (7 Punkte). Mit weiteren Kontrollversuchen konnten Bingel und Kollegen ausschließen, dass Oxytocin selbst eine schmerzlindernde Wirkung entfaltete.

Solch eine verstärkende Wirkung könne man nutzen, um eine echte pharmakologische oder andere spezifische Behandlungen mit Placebos zu unterstützen, so die Forscher. (eb)

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