Trigeminusneuralgie

Mit Nervengift gegen Nervenschmerzen

Lassen sich die heftigen, blitzartig einschießenden Schmerzen einer idiopathischen Trigeminusneuralgie nicht ausreichend mit der gängigen Medikation in den Griff bekommen, ist offenbar mit Botulinumtoxin-Injektionen der Schmerz zu lindern.

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KAIRO. Das Multitalent Botulinumtoxin könnte sich, wenn sich die Ergebnisse einer aktuellen Studie aus Ägypten bestätigen, vielleicht bald ein neues Einsatzgebiet erobern, die Behandlung hartnäckiger idiopathischer Trigeminusschmerzen.

In der zwar kleinen, aber immerhin randomisierten, doppelblinden und placebokontrollierten Untersuchung des Neurologen Hatem S. Shehata von der Universität in Kairo und seinen Kollegen hatte eine einmalige subkutane Botulinumtoxin-A-Injektion die Schmerzintensität wie auch die Zahl der Schmerzattacken signifikant reduziert (The Journal of Headache and Pain 2013, 14:92 doi:10.1186/1129-2377-14-92).

An der Studie hatten insgesamt 20 Patienten teilgenommen, die unter einer idiopathischen Trigeminusneuralgie litten und auf die gängige Medikation nur unzureichend ansprachen: Während einer dreimonatigen Behandlung hatte sich die Schmerzintensität und/oder die Häufigkeit der paroxysmalen Schmerzattacken um weniger als die Hälfte verringert.

Behandelt wurden zwei Patienten mit Carbamazepin (600-1400 mg), fünf weitere zusätzlich mit Gabapentin (400-1200 mg). Vier nahmen Carbamazepin, Gabapentin und Baclofen (30-75 mg) ein.

Zwei schluckten Oxcarbazepin (900-1800 mg), fünf Patienten kombinierten Oxcarbazepin mit Gabapentin. Zwei Patienten wiederum hatten sich bereits einem Eingriff unterzogen. Die medikamentöse Therapie wurde während der Studie fortgeführt.

Die Neurologen haben zehn Patienten mit BTX-A (Botox®) in einer Konzentration von 5 U/0,1 ml und die anderen zehn mit Placebo (0,9 Prozent NaCl-Lösung) behandelt. Nach der "Follow the pain"-Methode wurden in jeden Triggerpunkt 5 Units BTX-A oder 0,1 ml Placebo subkutan injiziert.

Die Visuelle Analog-Skala VAS zeigt wirksames Gift an

Dabei reichte die Anzahl der Injektionspunkte von acht bis maximal zwölf. Bei Patienten, bei denen der Mandibular-Ast des Trigeminus involviert war, spritzten die Neurologen eine größere Dosis hinter den Musculus masseter, um unschöne kosmetische Effekte zu vermeiden.

Anschließend wurde zwölf Wochen lang alle 14 Tage die Schmerzintensität anhand der Visuellen Analog-Skala bestimmt, die Anzahl der Schmerzattacken notiert sowie der Medikationsbedarf vermerkt und schließlich mit den Anfangswerten verglichen.

Der VAS-Score, der in beiden Gruppen vor der Behandlung ähnlich hoch mit 8,5 bzw. 8,3 angegeben worden war, sank in der Botox-Gruppe während der zwölf Wochen signifikant (p, 0,0001).

Nach dem Beobachtungszeitraum lag er um 6,5 Punkte niedriger als zu Beginn der Studie. In der Placebo-Gruppe machte der Unterschied nur 0,3 Punkte aus. Im Vergleich zur Placebo-Gruppe gaben die mit BTX-A-Behandelten auch deutlich weniger Schmerzattacken (p ,0,0001) und infolgedessen eine deutlich bessere Lebensqualität an.

Angesichts der Ergebnisse glauben die Studienautoren, dass das Nervengift eine effektive Therapieoption bei hartnäckigen idiopathischen Trigeminusschmerzen sein könnte, speziell bei älteren und kranken Patienten, für die eine Narkose riskant wäre.

Außerdem seien die BTX-A-Injektionen gut vertragen worden, so Sehata und Kollegen. In vier Fällen resultierte eine leichte Gesichtsasymmetrie, die sich jedoch von selbst wieder gab und die die Patienten angesichts der guten schmerzlindernden Wirkung kaum störte. Für eine endgültige Beurteilung jedoch seien die Fallzahlen zu gering. (dk)

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