224Ra-Therapie - Hinweis auf Krebs?

NEU-ISENBURG (ikr). Bei Bechterew-Patienten, die früher i.v. mit Radium-224 behandelt wurden, sollte verstärkt auf Symptome, die auf eine Krebserkrankung wie Leukämie hinweisen können, geachtet werden. Nach aktuellen Daten ist das Risiko für myeloische Leukämie bei ihnen vierfach höher als in der Allgemeinbevölkerung.

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Bis 2005 wurden noch viele Bechterew-Patienten mit 224Ra i.v. behandelt.

Bis 2005 wurden noch viele Bechterew-Patienten mit 224Ra i.v. behandelt.

© Foto: Kaulitzkiwww.fotolia.de

Radium-224 (224Ra) darf zwar seit 2005 in Deutschland nicht mehr angewendet werden, aber die Folgen einer solchen Behandlung sind immer noch zu spüren. Forscher um Privatdozent Tobias Schulte vom Uniklinikum Münster haben 1471 Patienten mit Morbus Bechterew 26 Jahre lang nachbeobachtet, die zwischen 1948 und 1975 intravenöse Injektionen mit 224Ra erhalten hatten (Strahlenther Onkol 185, 2009, 549). Das gleiche taten die Forscher bei einer Kontrollgruppe mit 1324 Bechterew-Patienten, die weder mit 224Ra noch mit Röntgenstrahlen behandelt worden waren. In beiden Studiengruppen wurden die Inzidenz von Krebserkrankungen ermittelt und jeweils mit den zu erwartenden Raten bei einer Allgemeinpopulation verglichen.

Aus dem Nachbeobachtungszeitraum lagen bei 1006 der mit 224Ra behandelten Patienten gesicherte Todesursachen vor sowie bei 1 072 aus der Kontrollgruppe. Bei den Patienten der 224Ra-Gruppe war die Inzidenz der myeloischen Leukämien signifikant erhöht im Vergleich zur Kontrollgruppe. Nach Therapie mit 224Ra traten zwölf myeloische Leukämien auf. In der Allgemeinbevölkerung wären aber nur 2,9 Erkrankungen dieser Art zu erwarten gewesen. Und bei den Bechterew-Patienten ohne 224Ra-Therapie hatten vier eine myeloische Leukämie bekommen.

Signifikant erhöht war bei den 224Ra-Patienten auch die Inzidenz von Nierenkarzinomen mit 18 Krankheitsfällen. In der Allgemeinbevölkerung wären nur neun Erkrankungen zu erwarten gewesen. Bei den nicht mit 224Ra behandelten Patienten bekamen 14 ein Nierenkarzinom. Signifikant erhöht war in der 224Ra-Gruppe auch die Inzidenz von Schilddrüsenkarzinomen, die der Malignome im weiblichen Genitaltrakt war grenzwertig signifikant erhöht.

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