Polymyalgia rheumatica: 15 mg Prednisolon

Veröffentlicht:

Patienten mit Polymyalgia rheumatica sollten nicht mit Steroiden überladen werden. Die niedrige Tagesdosis von anfangs 15 mg Prednisolon reicht aus und hilft bei der definitiven Diagnose.

Von Philipp Grätzel von Grätz

BERLIN. Bisher wurde bei Patienten mit Polymyalgia rheumatica häufig analog zu anderen entzündlich-rheumatischen Erkrankungen verfahren, bei denen zumindest in den ersten Tagen deutlich höhere Dosierungen von Prednisolon eingesetzt wurden. "Hiervon sind wir in den letzten Jahren abgekommen", sagte Professor Bernhard Manger von der Medizinischen Klinik III der Universität Erlangen-Nürnberg beim Praxis Update 2010 in Berlin.

Neuere Leitlinien wie die gerade publizierte Leitlinie der britischen rheumatologischen Fachgesellschaft (Rheumatology 2010; 49:186) empfehlen, die Initialdosis von 15 mg pro Tag drei Wochen beizubehalten. Danach geht es runter auf 12,5 mg für weitere drei Wochen, dann auf 10 mg für vier bis sechs Wochen. In Schritten von je einem Milligramm alle ein bis zwei Monate wird Prednisolon dann über einen Zeitraum von ein bis zwei Jahren auf null heruntergefahren.

Für diese relativ moderate Empfehlung gibt es mehrere Gründe. Zum einen ist natürlich die Verträglichkeit besser als bei höheren Dosierungen. Das sei in der von Polymyalgia rheumatica betroffenen, höheren Altersgruppe, in der Begleiterkrankungen wie Diabetes mellitus oder Katarakt häufig sind, nicht ganz unwichtig, so Manger.

Der zweite Grund ist, dass mehrere Studien gezeigt haben: Die niedrige Dosis reicht aus, um die Symptome zu beherrschen. "Das ist dann sogar eine diagnostische Hilfe. Denn über ihr Ansprechen auf bereits recht niedrige Dosierungen von Prednisolon kann die Polymyalgia rheumatica sehr gut von anderen entzündlichen Erkrankungen abgegrenzt werden, die ähnliche Symptome machen, aber nur auf deutlich höhere Steroiddosen ansprechen", so Manger.

Schließlich, und das war im Zusammenhang mit der Neuformulierung der Leitlinien ein weiterer entscheidender Punkt, scheint die Rezidivrate geringer zu sein, wenn die Steroide anfangs niedrig dosiert werden.

Das konnte im vergangenen Jahr in einer systematischen Übersichtsarbeit herausgearbeitet werden: Wer niedrig anfängt und langsam ausschleicht, fährt langfristig besser. "Ganz wichtig ist dabei, den Patienten von Anfang an klar zu machen, dass sie eine mehrjährige Therapie vor sich haben", sagte Manger.

Wegen der rasch einsetzenden Wirkung der Prednisolon-Therapie sei es für viele verführerisch, das Steroid genauso rasch wieder abzusetzen. "Doch dann drohen die Rezidive, die wir vermeiden müssen", warnte der Experte.

Lesen Sie auch: Frühzeitig Arthrose - hier lohnt der Blick auf Ferritin Welche antiischämische Therapie bei wem? Neue Hinweise auf Nierenschutz durch Sartantherapie Mikroalbuminurie: Diagnostik auch ohne Sammeln Bei Patienten mit Herzinsuffizienz: Sartan-Dosis rauf! Bei einer Nierenarterienstenose: Stabile Patienten in Ruhe lassen! Was bringt die Chirurgie der Nasennebenhöhle? Koronar-Kontrolle ist kein Muss

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Gefährdete Gewerke

Arbeit auf dem Bau ist ein Risiko fürs Karpaltunnelsyndrom

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 2: TriMaximize-Studie: Verbesserung der Lebensqualität nach Umstellung auf extrafeine Dreifachfixkombination

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Mittelgradiges bis schweres Asthma bronchiale

Bessere Kontrolle und Lebensqualität unter inhalativer Triple-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Chiesi GmbH, Hamburg
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Fallbeispiele

Diagnostik der Neuroborreliose: Der Liquor weist den Weg

Lesetipps
Mit einem PSA-basierten Screening sollen Prostatakarzinome früh erkannt werden

© Peakstock / stock.adobe.com

Früherkennung

PSA-basiertes Prostatakrebs-Screening: Langzeitdaten belegen Nutzen