"Neuer Sektor ist Vertrauensbeweis für Ärzte"

Keine Mengenbegrenzung, kein Budgetdeckel, keine Abstaffelung und keine Bedarfsplanung: Mit der Ambulanten Spezialfachärztlichen Versorgung bringen Politiker den Ärzten viel Vertrauen entgegen.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Eine Helferin legt die Infusion für eine Chemotherapie an. Onkologische Praxen können an der spezialfachärztlichen Versorgung teilnehmen.

Eine Helferin legt die Infusion für eine Chemotherapie an. Onkologische Praxen können an der spezialfachärztlichen Versorgung teilnehmen.

© Klaus Rose

BERLIN. So wie die Politiker die Ambulante Spezialfachärztliche Versorgung (ASV) ausgestaltet hätten, sei dies ein großer Vertrauensbeweis gegenüber Ärzten. Rudolf Henke zeigte sich in seiner Eigenschaft als Chef des Marburger Bundes voll des Lobes für den neuen Versorgungssektor, den die schwarz-gelbe Koalition mit dem Versorgungsstrukturgesetz eingeführt hat.

Henke war daran beteiligt. Er sitzt für die CDU im Bundestag. Dieses Vertrauen dürften die Ärzte nicht enttäuschen, sagte Henke beim "Kassengipfel 2012" am Montag in Berlin. Die Ärzte dürften nicht ausnutzen, dass die spezialfachärztliche Versorgung ohne Budgetdeckel, ohne Abstaffelung und ohne Bedarfsplanung eingeführt werde. Die Politik traue der Art und Weise, wie Ärzte Indikationen stellten.

"Disziplin und Zurückhaltung üben"

Wer an dem neuen Versorgungssektor teilnehme, solle Disziplin und Zurückhaltung üben, auch gegenüber den Ärzten, die nicht an der spezialärztlichen Versorgung teilnähmen. "Alles was beim Facharzt geregelt werden könne, braucht keinen Eintritt in die spezialfachärztliche Versorgung", sagte Henke.

Wenn die Ärzteschaft und die Krankenhäuser diesen Vertrauensvorschuss missbrauchten, würden sie die Rückkehr zu administrativen Elementen erleben, so der MB-Chef.

Die Ambulante Spezialfachärztliche Versorgung ist die Weiterentwicklung des Paragrafen 116b SGB V. Damit hat die Regierungskoalition einen sektorübergreifenden Versorgungsbereich geschaffen, in dem niedergelassene Ärzte mit ihren Kollegen in den Krankenhäusern konkurrieren.

Der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) ist beauftragt, bis Ende 2012 die Anforderungen an die Ärzte selbst und die Ausstattung der Praxen festzulegen. Er legt ferner fest, welche schweren und seltenen Erkrankungen beziehungsweise, welche schweren Krankheitsverläufe sowie welche sonstigen Leistungen dem Sektor zugeordnet werden.

Die ASV für Zusammenwachsen der Sektoren wichtig

Stefan Gräf von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung bedauerte, dass die Gesundheitspolitiker das ursprünglich breitere Leistungsspektrum des Sektors zusammengestutzt hätten. Er hoffe aber, dass zum Beispiel das ambulante Operieren nur vorläufig aus dem Leistungskatalog des Sektors herausgefallen sei.

Die ASV sei für das weitere Zusammenwachsen der Sektoren wichtig, sagte der FDP-Politiker Lars Lindemann bei der gleichen Veranstaltung. Die sektorale Abgrenzung in Deutschland sei einer der kostenträchtigsten Punkte im Gesundheitswesen überhaupt.

Bei der ASV stünden nicht die Patienten sondern die Ärzte im Mittelpunkt, sagte Dr. Marlies Volkmer (SPD). Sie sehe die Gefahr, dass die ASV wegen der finanziellen Anreize in überversorgten Regionen zur Verfügung stehen würde, auf dem Land aber nicht. Nicht alle sehen die ASV positiv. Für Dr. Rudolf Kösters, Ehrenpräsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft, ist sie ein Rückschritt in der Versorgung.

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