Auch zu Hause achtete Pasteur sehr auf Hygiene

Von Heidi Niemann Veröffentlicht:

Louis Pasteur (1822 bis 1895) war zwar in erster Linie Chemiker, aber seine Forschungsarbeiten zur Bakteriologie haben auch die Medizin revolutioniert. Der große französische Wissenschaftler, der schon zu Lebzeiten ein Nationalheld war und 1888 in Paris ein eigenes, nach seinem Namen benanntes Institut erhielt, blieb zeitlebens der Region verbunden, aus der er stammte: Pasteur war ein Kind des französischen Jura, genauer gesagt des France-Comté.

Geboren wurde er in der Stadt Dôle, im Alter von fünf Jahren zog seine Familie nach Arbois. Dieses malerische Städtchen am Ufer des Flusses Cuisance, wo er seine Jugend verbrachte, war seine eigentliche Heimat. Bis an sein Lebensende verbrachte er seine Ferien in dem später in seinen Besitz übergegangenen Elternhaus. Wer wissen will, wie Pasteur gelebt und gearbeitet hat, kann sich in Arbois einen nahezu authentischen Eindruck verschaffen: Das Haus von Louis Pasteur ist mitsamt Mobiliar und Original-Tapeten komplett erhalten und kann bei Führungen besichtigt werden.

Arbois lohnt auch aus anderen Gründen einen Besuch: Es ist die Hauptstadt der Jura-Weine. Auch Pasteurs Familie besaß einen Weinberg. Dieser wurde auch zum Gegenstand seiner Studien, eine seiner vielen Arbeiten befaßte sich mit den Krankheiten des Weines. Er fand heraus, daß minutenlanges Erwärmen des Weines in der geschlossenen Flasche auf eine bestimmte Temperatur die Gärungserreger abtötet und die spätere Zersetzung des Weines verhindert. Das Prinzip der "Pasteurisierung" war erfunden.

Pasteur hat das Elternhaus, in dem der Vater eine Gerberei betrieben hatte, nach dessen Tod komplett umgestaltet, um dort mit Frau und Kindern wohnen und seinen Forschungen nachgehen zu können. Wie fleißig der Chemiker auch in den Ferien war, zeigt sich an einem großen Gong, der im Empfangszimmer zu sehen ist. Diesen mußten die Familienmitglieder betätigen, um Pasteur aus seinem Labor zu locken und ihn zum täglichen Spaziergang zu bewegen. Das Billardzimmer kündet indes davon, daß der Forscher auch andere Leidenschaften hatte.

Beim Gang durch das Haus zeigt sich, wie stark seine Forschungen über Keime auch den privaten Bereich geprägt haben. Pasteur hatte sich fließend warmes und kaltes Wasser installieren und auch eine Badewanne einbauen lassen, was damals noch ungewöhnlich war.

Die Erkenntnis, daß Krankheiten durch Ansteckung verursacht werden und mangelnde Hygiene Infektionen hervorrufen kann, fand erst durch Pasteur Eingang in die Operationssäle. Pasteur selbst vermied aus Angst vor Bakterien das Händeschütteln.

Auch sein Labor, das er im obersten Stock eingerichtet hatte, ist voll von technischen Finessen. In den Schränken und auf den Tischen stehen noch die originalen Apparaturen, Mikroskope, Pipetten, Glaskolben und anderen Instrumente, die der Chemiker benutzte. Auch die Bibliothek ist erhalten.

Während seiner Aufenthalte in Arbois kamen häufig ratsuchende Bürger in das Haus des Chemikers. Sie erhofften sich Hilfe von dem Mann, der unter anderem die Schutzimpfung gegen Milzbrand und Tollwut entwickelt hatte. 1895 starb Louis Pasteur in Villeneuve bei Paris an den Folgen eines Schlaganfalls.

Weitere Informationen beim Comité Régional du Tourisme, Le Saint.Pierre, 28, rue de la République, 25044 Besançon Cedex, Tele 0033/381250808 oder bei Maison de la France, Tele 0190/570025

Schlagworte:
Mehr zum Thema

Freiwillige Selbstverpflichtung reicht Minister nicht

Özdemir will Lebensmittelproduzenten Reduktionsziele vorgeben

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen