Identifizierung der Tsunami-Opfer wird noch Wochen dauern

LEIPZIG (dür). "Es kann noch viele Wochen dauern, bis alle Todesopfer des Seebebens in Südasien identifiziert sind." Dies prognostiziert der Leipziger Rechtsmediziner Privatdozent Rüdiger Lessig.

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Lessig, Leiter der Abteilung Forensische Molekulargenetik des Instituts für Rechtsmedizin der Uni Leipzig, war bis vor kurzem als Mitglied der Identifizierungskommission des Bundeskriminalamtes (BKA) in Phuket und Krabi in Thailand tätig. Internationale Teams haben dort die Aufgabe, dafür zu sorgen, daß Angehörige Gewißheit über den Tod der Vermißten erhalten und ihre Toten bestatten können.

Die Spezialisten vor Ort benötigten Zeit, um die von den Angehörigen zur Verfügung gestellten Unterlagen und Proben für die DNA-Analyse mit den in der thailändischen Opfer-Datei gespeicherten Befunden abgleichen zu können, erläuterte der Rechtsmediziner.

Die 19 zur Zeit an der Westküste Thailands arbeitenden internationalen Teams sind in Khao Lak, Phuket und Krabi sowie im Yang Yao-Tempel in Takua Pa-Yang tätig. In dort eingerichteten Zentren sind Kühlcontainer aufgestellt worden, wohin alle Toten, deren Identität nicht bereits in Krankenhäusern eindeutig festgestellt werden konnte, zur Identifizierung gebracht werden.

Die Identifizierungs-Teams haben bei allen Leichen eine Röntgenaufnahme vom Zahnstatus angefertigt, Fingerabdrücke und genetisches Material genommen. "Die von uns erhobenen Daten und Befunde gehen alle nach Phuket in ein Datennetz, wo auch die Vergleichsdaten von den beim BKA vermißt gemeldeten Personen eingehen", erklärte Lessig. DNA-Analysen würden sämtlich in Laboren in China vorgenommen, die diese Arbeit kostenlos übernommen hätten. Die Analysen erforderten aufgrund des starken Verwesungsgrades einen hohen zeitlichen Aufwand, erläutert der Experte.

Die Untersuchungen der Teams dauerten pro Leichnam etwa eine Stunde. Bei über 4000 Todesopfern, die in den Kühlcontainern getrennt nach In- und Ausländern aufbewahrt werden, sei noch kein Ende absehbar. Wird ein Toter eindeutig identifiziert, kann er in seine Heimat überführt werden. Dies sei erst in wenigen Fällen möglich gewesen, Lessig spricht von vier, weil etwa ein Fingerabdruck bereits beim BKA gespeichert oder in der Zahnplatte eine Nummer eingraviert gewesen sei.

Die Identifizierungs-Teams seien von den Behörden gut untergebracht worden, so Lessig. Im Hotel stehe ihnen auch ein Kriseninterventionsteam zur Verfügung.

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