Schutzsprüche und Gedächtnisstützen für das Jenseits

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Auf den Binden, mit denen Mumien aus dem alten Ägypten umwickelt sind, stehen häufig Sprüche: Sie sollten Gefahren für den Toten im Jenseits abwehren und seine Aufnahme unter die Götter garantieren.

Ägyptologen haben bislang etwa 200 verschiedene Sprüche gefunden, die bei Bestattungen immer wieder verwendet wurden, auf Papyrusrollen, Mumienbinden, Särgen oder anderen Grabbeigaben. Sie bilden zusammen das sogenannte "Totenbuch". Vom 25. bis 29. September ist diese Textsammlung Thema einer Tagung an der Universität Bonn, zu der etwa 40 Forscher aus 13 Ländern erwartet werden, teilt die Uni mit.

In altägyptischen Gräbern finden sich Schutzsprüche gegen Schlangen und Krokodile, aber auch die Namen der Wächter, die die Tore zum Jenseits hüteten: Nur wer ihre Namen kannte, den ließen sie passieren. "Die Beschriftung diente gewissermaßen als Gedächtnisstütze für den Gestorbenen", erklärt Dr. Irmtraut Munro vom Ägyptologischen Seminar der Uni Bonn.

Sie hätten ihn aber auch frei von Schuld und Sünden darstellen sollen. Denn auf ihn wartete im Jenseits ein wichtiger Prozeß: Vor dem Totengericht mußte er nachweisen, daß er sich zu Lebzeiten nichts hatte zu Schulden kommen lassen. Wenn ihm das gelang, sprach Osiris den Toten frei, und er ging in die Götterwelt ein.

Mumientücher, Grabbeigaben oder Papyri mit Totenbuch-Sprüchen seien heute über die ganze Welt verstreut, so die Uni. Die ältesten sind mehr als 3500 Jahre alt, die jüngsten entstanden um die Zeitenwende. Manchmal zeigen verschiedene Museen Funde, die aus ein und demselben Grab stammen.

"Grabräuber haben beispielsweise oft Papyri geteilt und die Stücke separat verkauft", erläutert Irmtraut Munro. Das ist eines der Probleme, mit denen sich die Experten auf der Tagung beschäftigen. Außerdem geht es um Altersabschätzung und Restaurierung. (ag)

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