Penis-Amulett, Nierensteine und ein Stoßwellen-Lithotriptor

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Von Klaus Brath

Die Geschichte der Urologie ist reich an Errungenschaften, die für die Medizin ingesamt große Bedeutung hatten. So zählen die Beschneidung und die Katheterisierung zu den ältesten ärztlichen Heilkünsten überhaupt. Lange Zeit war das Harnglas "das" Attribut des Arztes - noch heute ziert es das Emblem nicht nur der Deutschen Gesellschaft für Urologie.

Im 19. Jahrhundert erhob Maximilian Nitzes Erfindung des klinisch anwendbaren Zystoskops die Urologie zu einer wirklichen Fachdisziplin - und legte damit den Grundstein zur modernen endoskopischen Chirurgie auch anderer Fachrichtungen. Und ein Jahrhundert später avancierte die von deutschen Urologen und Physikern entwickelte extrakorporale Stoßwellenlithotripsie (ESWL) zu einem Werbeträger und Exportschlager der deutschen Medizin.

Kein Wunder, daß deutschsprachige Urologen angesichts der facettenreichen Tradition ihres Fachgebiets sehr früh ein Gespür für ihre eigene Geschichte entwickelten. Schon 1909 wurde auf dem 2. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) die Forderung nach einer eigenen Bibliothek und geschichtlichen Dokumentation aufgestellt.

Doch erst seit 1961 haben die Archivare der DGU diese Idee in jahrelanger mühevoller Kleinarbeit mit immer stolzeren Ergebnissen umgesetzt: von der ersten systematischen Sammlung Johannes Kellers in Dresden über den umfangreichen Instrumenten- und Archivalienbestand Fritz Schultze-Seemanns in Berlin bis hin zu einem repräsentativen Archiv und Museum zur Geschichte der Urologie, das Professor Peter Rathert zunächst in Düren aufgebaut hat.

Seit 2000 ist die Sammlung in der Geschäftsstelle der DGU in Düsseldorf beheimatet. Somit ist die Historie des Fachgebiets nicht in einem separaten Gebäude als Anhängsel aus früheren Tagen angesiedelt, sondern integriert in die aktuelle Urologie.

In den vergangenen Jahren ist die Sammlung, die sich nun in Bibliothek, Archiv und Museum gliedert, durch großzügige Spenden und Stiftungen aus Urologenschaft, Industrie und berufsständischen Organisationen beträchtlich angewachsen.

Zudem pflegt ein ständiger Arbeitskreis der Fort- und Weiterbildungskommission der DGU zur Geschichte der Urologie vielfältigen Austausch zu entsprechenden US-amerikanischen und europäischen Fachorganisationen.

Gegenwärtig beläuft sich der Sammlungsbestand auf etwa 4000 Bücher, 3500 Zeitschriftenbände, 600 Dissertationen, auf umfangreiche Archivalien, Porträts und Lithographien sowie auf etwa 1500 urologische Instrumente. "Der Bestand soll die gesamte Vielfalt der Urologie dokumentieren", verweist der langjährige DGU-Archivar Peter Rathert auf die ausgedehnte Historie und Präsenz seiner Fachrichtung. Diese kommt in den von ihm gestalteten, hellen und freundlichen Räumen der DGU sehr schön zur Geltung.

Das Spektrum reicht von einem römisch-syrischen Penis-Amulett bis zu bildkünstlerischen Darstellungen der Uroskopie; von Jahrhunderte alten noch auf lateinisch verfaßten Dissertationen bis zu monografischen Raritäten in einer imposanten alten englischen Bibliothekswand; von der Büste des den Steinschnitt verbietenden Hippokrates bis zu erstaunlichen Exemplaren aus der Steinesammlung des Museums; vom Königlich-Bayerischen Steinschnitt-Instrumentarium über Jean Civiales fein konstruierten und verzierten Lithotripteur bis hin zu einem schönen Miniatur-Modell des ersten extrakorporalen Stoßwellen-Lithotriptors.

Geschäftsstelle der Deutschen Gesellschaft für Urologie, Archiv und Museum zur Geschichte der Urologie, Uerdinger Straße 64 in Düsseldorf.

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