Berufsfußballer haben ein großes Invaliditäts-Risiko

Von Patrick Hagen Veröffentlicht:

Das Vorrundenspiel England gegen Schweden lief noch keine Minute, als der englische Stürmer Michael Owen vom Platz getragen werden mußte. Die Diagnose: Kreuzbandriß. Vermutlich wird er seinem Verein Newcastle United ein halbes Jahr fehlen. In dieser Zeit übernimmt die Versicherung des britischen Fußballverbandes die Fortzahlung des Gehalts für den Verein.

Auch der Deutsche Fußballbund (DFB) hatte für den Fall, daß sich ein Spieler der deutschen Nationalelf eine schwere Verletzung zuzieht, vorgesorgt. Miroslav Klose oder Lukas Podolski sind bei der Hamburg-Mannheimer, dem offiziellen Versicherer der Weltmeisterschaft, umfassend abgesichert.

Erstmals hat auch die FIFA einen WM-Versicherungspool mit 15 Millionen Schweizer Franken eingerichtet, aus dem Vereine für Verletzungen von Spielern entschädigt werden. So könnte etwa Newcastle United Schadenersatzansprüche an die FIFA geltend machen.

    Jeder fünfte Profi hat nicht gut vorgesorgt.
   

Schwere Verletzungen drohen Fußballprofis bei jedem Spiel. Versichert sind sie bei der für Kicker zuständigen Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG). Die VBG hat ermittelt, daß Fußballer im Jahr 2004 von 64 Prozent der entschädigten Unfälle im Profisport betroffen waren. "Das Risiko, nach einer Verletzung den Beruf nicht mehr ausüben zu können, ist groß", sagt Jörg Albracht, Geschäftsführer der Spielergewerkschaft Vereinigung der Vertragsfußballer (VDV).

Albracht war selbst Profi-Fußballer bei Schalke 04. Innerhalb von zwei Jahren hatte er zwei Kreuzbandrisse. Nach sieben Monaten auf Krücken und mehreren Operationen war die Profi-Karriere des 42jährigen beendet.

Im Falle einer Verletzung gilt für Fußballprofis dasselbe wie für normale Arbeitnehmer. Die ersten sechs Wochen zahlt der Arbeitgeber das Gehalt weiter. Danach springt die gesetzliche Unfallversicherung ein. Wenn die Erwerbsfähigkeit des Spielers mehr als sechs Monate um mindestens 20 Prozent gemindert ist, erhält er eine Verletztenrente von der Berufsgenossenschaft.

Bei einer Minderung der Erwerbsfähigkeit um 30 Prozent, wie sie bei schweren Knieverletzungen vorkommt, erhält ein ehemaliger Fußballprofi maximal 1400 Euro an monatlicher Rente. Der Spieler muß dafür in allen Berufen verringerte Chancen haben und nicht nur als Fußballer.

Private Unfälle sind über die Berufsgenossenschaft allerdings nicht abgesichert. Auch bei schleichenden Verletzungen, die nicht als Berufskrankheit anerkannt sind, springt die VBG nicht ein. Für die Spieler ist es deshalb wichtig, privat vorzusorgen. "Fußballer sollten unbedingt eine Sportinvaliditätsversicherung abschließen", empfiehlt Albracht. Mit einem plötzlichen Karriereende, etwa durch Abnutzungsschäden, drohe der finanzielle Abstieg. "Mir fallen genügend ehemalige Profis ein, die jetzt von Arbeitslosengeld II leben."

Doch nicht jeder Bundesliga-Profi ist richtig versichert. Etwa 20 Prozent aller Spieler haben nicht für den Fall einer Sportinvalidität vorgesorgt, schätzt Kai Bockelmann von der Maklerfirma Aon Jauch und Hübener. In der 2. Liga seien nur 50 bis 60 Prozent der Spieler entsprechend versichert. Bockelmann berät Fußballprofis in Versicherungsfragen, darunter auch Nationalspieler.

Die Versicherungssumme einer Sportinvalidenversicherung ist abhängig vom Alter des Spielers. In der Regel beträgt sie das Dreifache des Jahresgehalts. Bei Spielern ab 30 Jahren ist sie deutlich niedriger. Auch die Höhe der Prämien ist laut Bockelmann altersabhängig. Junge Spieler zahlen etwa ein Prozent der Versicherungssumme, ältere müssen mit drei bis vier Prozent rechnen.

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