Gedenken an das Schicksal jüdischer Ärzte zur NS-Zeit

BERLIN (ami). Mit einer Gedenkveranstaltung in der Neuen Synagoge in Berlin ist am Sonntag an das Schicksal der jüdischen Ärzte während der Zeit des Nationalsozialismus erinnert worden.

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Etwa 250 Vertreter aus der Ärzteschaft, der Politik und der jüdischen Gemeinde gedachten in Erinnerung an die Reichspogromnacht 1938 besonders der etwa 2000 jüdischen Kassenärzte in Berlin, die systematisch aus ihrem Beruf verdrängt, vertrieben oder ermordet worden waren.

Die Gedenkstunde ist aus einem Forschungsprojekt zur Aufarbeitung der Rolle der Ärzteschaft im Nationalsozialismus hervorgegangen, das die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Berlin vor vier Jahren initiiert hat. Sie fand zum dritten Mal statt und wird von KV Berlin, dem Bundesverband Jüdischer Ärzte und Psychologen in Deutschland, der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), der Bundesärztekammer (BÄK), der Jüdische Gemeinde Berlin und dem Institut für Geschichte der Medizin Hamburg/Berlin gemeinsam veranstaltet.

Aus dem Forschungsprojekt der KV Berlin ist nun auch die erste Veröffentlichung hervorgegangen. Über "Jüdische Kassenärzte rund um die Synagoge" berichtet die Medizinhistorikerin Rebecca Schwoch in einem Heft, das in der Reihe "Jüdische Miniaturen" im Buchhandel erhältlich ist. Von den etwa 8000 Ärzten, die 1933 in Berlin arbeiteten, waren etwa 3000 jüdischer Herkunft. Etwa 2000 waren als Kassenärzte tätig. Sie stellten damit die Mehrheit der damals insgesamt 3600 Berliner Kassenärzte.

Kurz nach der Machtübernahme durch Hitler erklärte im April 1933 eine Verordnung über die Krankenkassenzulassung die Tätigkeit von Kassenärzten "nichtarischer Abstammung" für beendet. 1938 wurde jüdischen Ärzten die Approbation entzogen. Nur wenige von ihnen erhielten die Genehmigung, jüdische Patienten weiter zu behandeln.

An dem von der KV Berlin initiierten Forschungsprojekt beteiligen sich die BÄK, die KBV sowie der Deutsche Ärzteverlag. Die Forschungsarbeit wird zu einem Gutteil über Spenden finanziert.

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