Mit "World in Balance" wird zu mehr Solidarität aufgerufen

Ruth NeyVon Ruth Ney Veröffentlicht:

Einen schwankenden Schiffsboden hat Dr. Philipp Daniel Merckle als Ort gewählt, um sein Projekt "World in Balance" Freunden und anderen Interessierten, vor allem Ärzten und Apothekern, vorzustellen. Seit knapp zwei Wochen ist der ratiopharm-Chef unterwegs - in Köln, Hamburg, Frankfurt, Dresden und Berlin, München und heute abschließend in Ulm - und erläutert, wie er sich ein Unternehmertum im Zeichen ethischer Verantwortung und einen bewussten und liebevollen Umgang miteinander vorstellt.

 

Stiftung für ein neues Denken

"Wir müssen beginnen, selbst etwas zu tun und dürfen uns nicht einfach treiben lassen oder denken, dass sich die Menschen und die Spielregeln in der Wirtschaft nicht ändern lassen", so Merckles Credo vor über 200 Zuhörern, die sich an Bord der "Godesburg" in Frankfurt/Main zur Aufbruch-Tour eingefunden hatten. Sie haben sich die Teilnahme 120 Euro pro Karte kosten lassen. 45 Euro davon gehen an "World in Balance".

"World in Balance" ist eine Stiftung, die 2006 von Merckle gegründet worden ist und die nach eigenen Angaben den gemeinsamen Aufbruch für ein neues Denken und Handeln zum Ziel hat. Erster Partner ist der ehemalige Schauspieler Karl-Heinz Böhm. "Dessen Aktion Menschen für Menschen, mit der er ganz unmittelbar Hilfe in Äthiopien leistet, verkörperte stark mein Werteverständnis vom Teilen und Helfen", erläuterte Merckle im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung" seinen Beweggrund für die Kooperation. "Karl-Heinz Böhm sagte, da muss etwas geschehen. Er machte es dann einfach und hat inzwischen viel erreicht."

Inzwischen sind über fünf Millionen Euro aus Stiftungs- und Spendengeldern von "World in Balance" nach Äthiopien geflossen. Damit wurden etwa Agrarprojekte, der Bau von Brunnen und medizinische Aufklärungskampagnen unterstützt. Mit jeder in Apotheken verkauften Packung eines ratiopharm-Präparats fließt derzeit ein Cent nach Afrika.

Eine weitere Partnerschaft der Stiftung geht in eine ganz andere Richtung. Mit dem jungen, erfolgreichen Pianisten Mark Ehrenfried wird ein Bezug zur Jugend hergestellt. Das Ziel: der Resignation entgegen zu wirken. Denn: "Jeder kann etwas bewirken, wenn er daran glaubt und daran arbeitet", so Merckle. Ehrenfried, der sein Können nicht nur einem außergewöhnlichen Talent, sondern auch harter Arbeit mit bis zu fünf Stunden langem täglichem Üben zuschreibt, soll zu diesem Thema Vorträge vor Jugendlichen halten.

Junge Menschen zu sensibilisieren - für das Thema Ökologie und die Verantwortung jedes einzelnen für den Erhalt der Umwelt - ist auch das Ziel von Arved Fuchs. So initiiert der Polarforscher und Reeder, der die Schiffstour symbolisch als Kapitän begleitet, in diesem Sommer ein Jugendcamp auf Spitzbergen. "Man ist heute sehr spontan, aus einer Situation einen Nutzen zu ziehen, aber träge, wenn es darum geht, etwas dagegen zu tun", kritisierte er.

Aufruf zu mehr Transparenz

So habe er in Sibirien einmal Soldaten gefragt, warum sie ihre Zeit nicht nutzten, um Schiffsschrott am Meeresufer wegzuräumen. Die Antwort: "Warum denn? Bald schneit es wieder und dann sieht man die nächsten zehn Monate nichts mehr davon." Andererseits nutzten Ölfirmen schnell die Gelegenheit, in durch die Erderwärmung enteiste Polargebiete vorzudringen.

Für mehr solidarisches Engagement plädierte ebenfalls der Gast des Abends, Lothar Späth, in seiner Rede. Im Bereich des Gesundheitssystems könnte das nach Ansicht des Ministerpräsidenten a. D. und Unternehmers etwa bedeuten, dass Reiche sich bei der Pflege Schwerstkranker verstärkt finanziell einbringen und Ärmere dafür Zeit investieren, zum Beispiel bei Fahr- oder Essensdiensten. Er begrüßte daher Merckles Engagement - auch als Unternehmer. "Ein Unternehmer muss Unternehmer bleiben. Aber bei seiner Arbeit müssen Transparenz und Ehrlichkeit gelten", sagte Späth. Und dafür stehe Merckle.

Weitere Informationen im Internet: www.world-in-balance.de

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