Alte Göttinger Rechtsmedizin zieht um an die Elfenbeinküste

GÖTTINGEN (pid). Ungewöhnliche Umzugsvorbereitungen finden derzeit im alten Gebäude des Instituts für Rechtsmedizin der Universität Göttingen statt. Wo mehrere Jahrzehnte lang Vorlesungen gehalten, Leichen seziert und Forschung betrieben wurde, bauen Berufsschüler und andere Helfer Labortische, Waschbecken, Abzugshauben und die Einrichtungen der Kühlräume aus und schrauben in den beiden Hörsälen 500 Stühle ab.

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Alles, was nicht niet- und nagelfest, aber noch zu gebrauchen ist, wird zerlegt, verpackt und verladen. Im September geht die Fracht in sieben Containern auf die Reise nach Afrika. Die Einrichtungsgegenstände und medizinischen Geräte gehen als Spende an die Université d´Abobo-Adjamé in Abidjan (Elfenbeinküste).

Organisiert wird die Aktion vom gemeinnützigen Göttinger Verein "Nachhaltig gegen Hunger - contre la faim", der bereits mehrere Hilfsprojekte in Elfenbeinküste initiiert hat und dabei eng mit der Universität in Abidjan zusammenarbeitet. Als die Göttinger Chemikerin und Vereinsvorsitzende Angélica Saavedra erfuhr, dass die Göttinger Rechtsmedizin Anfang des Jahres aus ihrem alten Institutsgebäude in Räumlichkeiten des Göttinger Klinikums umgezogen ist, erkundigte sie sich, was mit der Einrichtung passieren soll.

Sie klopfte bei vielen Stellen an und fand schließlich viele Institutionen und Helfer, die das Projekt unterstützen. Beim Abbau und Abtransport des Inventars helfen nicht nur Lehrer und Schüler der Berufsbildenden Schulen in Northeim und Göttingen, sondern auch Mitarbeiter der Stadt Göttingen, der Feuerwehren und der Polizei sowie mehrerer Unternehmen.

Außer dem alten Inventar der Rechtsmedizin bekommt die afrikanische Universität noch weitere ausgemusterte Geräte aus dem Göttinger Uni-Klinikum. Hierzu gehören auch eine Zentrifuge, ein Wärmeschrank, eine Behandlungseinheit für die Zahnmedizin, vier Krankenbetten, Absauggeräte sowie diverses Labor- und Verbrauchsmaterial. Diese Geräte erfüllen nicht mehr den in Deutschland vorgeschriebenen technischen Standard und kommen hier deshalb nicht mehr zum Einsatz. "Sie sind aber alle noch voll funktionsfähig", sagt der Leiter der Medizintechnik im Universitätsklinikum, Norbert Siebold. "Mit unserer Spende können wir die Geräte noch einem sinnvollen Zweck zuführen."

Insgesamt hat die Hilfslieferung aus Göttingen einen Wert von 250 000 Euro. Der Vize-Präsident der Hochschule in Abidjan, Professor Germain Gourène, kündigte bei einem Besuch in Göttingen an, dass die naturwissenschaftliche Universität mit den Spenden eine Krankenstation aufbauen will. Mit zwei früheren Hilfslieferungen aus dem Göttinger Klinikum hat die Hochschule unter anderem einen Computerraum mit Internetzugang für Studierende eingerichtet. Dieser trägt den Namen "Salle Göttingen" (Raum Göttingen).

Für das alte Institutsgebäude der Göttinger Rechtsmedizin gibt es indes keine Verwendung mehr.

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