Eine Viertel Stunde Auszeit am Tag - das hilft gegen Burnout

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Von Simone Reisdorf

Hilfreich bei starkem Stress sind ein Rückzugsort und Entspannungstechniken. Diese müssen dann Priorität haben.

DÜSSELDORF. Ruhe, Dämmerlicht, buntes Farbenspiel auf der Leinwand. Die meisten Besucher haben ohnehin die Augen geschlossen. Lässig sitzen sie in ihren Stapelstühlen, einer hat schon den Kopf auf die Tischplatte gelegt. Andächtig lauschen gut 40 Ärzte, Psychiater, Pflegefachkräfte und Sozialarbeiter der Nacherzählung eines Kinderbuches. Selten war eine Fortbildung so erholsam. Das sollte sie auch sein.

Ärzte sind prädestiniert für ein Burnout-Syndrom

Denn was die Teilnehmer einüben, ist eine Anregung für künftige Zeiten der Entspannung. "Ärzte und andere Angehörige der ,gebenden Berufe‘ sind geradezu prädestiniert, ein Burnout-Syndrom zu erleiden", so Dr. Matthias Wenck aus Ebersberg.

Dabei gäbe es viele Möglichkeiten der Burnout-Prophylaxe, angefangen beim Arbeitgeber. Wenck nannte etwa die Neugestaltung der Arbeitsaufgaben, Sabbat-Zeiten, Teilzeitarbeit, Fort- und Weiterbildungen, Fitness- und Wellness-Angebote für die Mitarbeiter, einen burnout-präventiven Führungsstil, Konfliktmanagement und Entscheidungsbeteiligung.

Fast alle beklagen sich über einen stressigen Alltag

Die Erfahrungen der Seminarteilnehmer passten dazu aber nicht: Fast alle gaben an, einen seit langer Zeit unverändert stressigen Arbeitsalltag zu erleben und sich lediglich mit privaten Rückzugs- und Ausgleichgsstrategien darüber hinwegzuhelfen. Einige hatten wegen unzumutbarer Belastung den Arbeitsplatz gewechselt oder gar aufgegeben, die eigene Praxis geschlossen.

Dr. Astrid Bühren aus Berlin empfahl, Burnout-Probleme möglichst früh aktiv anzugehen: Mit bewussten täglichen Auszeiten, die jeder mit der von ihm bevorzugten strukturierten Entspannungsübung füllen sollte. Ob Yoga, autogenes Training, Meditation, Atemtechniken, Biofeedback, progressive Muskelrelaxation nach Jacobsen oder eine andere Methode: "Wenigstens eine Viertelstunde am Tag sollten Sie sich gönnen", forderte sie ihre Zuhörer auf.

"Diesen Termin müssen Sie so ernst nehmen und so fest einplanen wie die nächste Dienstbesprechung oder das Abholen Ihrer Kinder vom Training." So ungestört wie im Seminar auf der Medica wird es dabei vielleicht nicht zugehen. "Macht nichts", so Bühren. Sie riet, störende Hintergrundgeräusche als bewusste Erinnerung an die Umgebung zu akzeptieren, in der man sich gerade befindet - ohne aber weiter darauf einzugehen: "Das Telefon muss dann eben einmal weiterklingeln."

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